Auf der Anklagebank wirkte Ratko Mladic (74) wie ein mürrischer Rentner. Mit stoischer Ruhe folgte er den Ausführungen der Richter vor dem Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag (NL). Ihn schienen die Schilderungen der Ankläger kalt zu lassen, dabei ist Mladic für eines der schlimmsten Menschenrechtsverbrechen seit Ende des Zweiten Weltkriegs verantwortlich.
Dementsprechend hart fiel das Urteil der Richter in Den Haag heute aus: lebenslange Haft!
Bei der Urteilsverkündung zeigte dann Mladic doch Emotionen. Er stand auf und rief mehrfach dem Gericht dazwischen. Die Folge: Er wurde aus dem Gerichtssaal geworfen.
Als bosnischer Serbenführer schrieb der Ex-General im Sommer 1995 als «Schlächter von Srebrenica» dunkle Geschichte. Seine Streitkräfte überfielen die bosnische Stadt, die damals eine moslemische Enklave war und eigentlich durch UN-Truppen geschützt wurde. Doch statt einzugreifen, schauten die niederländischen Blauhelme einfach nur zu!
Alle Männer wurden ermordet
Das Ergebnis: ein bestialischer Genozid. Muslimische Jungen und Männer wurden von ihren Frauen, Müttern und Schwestern getrennt, in Schulen und Scheunen gesperrt – und der Reihe nach erschossen. Wer in die nahen Wälder flüchten konnte, wurde von Mladics Einheiten auf Landstrassen liquidiert. Innert einer Woche starben rund 8000 muslimische Männer und Jungen. Das jüngste Opfer war 14 Jahre alt. Bis heute sind nicht alle Toten geborgen, immer noch werden rund um Srebrenica Massengräber entdeckt.
Mit seinem Massaker verfolgte Mladic den barbarischen Plan eines «Gross-Serbien» – ethnisch rein, frei von Kroaten und Muslimen. Wie perfide er vorging, zeigte sich Tage vor dem Massenmord. Er besuchte die belagerte Stadt, tauschte sich mit den UN-Schutztruppen aus und verteilte Süssigkeiten an die verängstigten Kinder. Dabei lächelte Mladic milde in die Kameras. Warum er nur zwei Tage später die Stürmung Srebrenicas befahl, ist bis heute nicht geklärt.
Nach 16 Jahren Flucht geschnappt
Fakt ist: Schon Ende 1995 wurde der Ex-General als Hauptschuldiger für die massiven Kriegsverbrechen im Balkan-Krieg (1992–95) vom Haager Kriegsverbrechertribunal angeklagt. Doch Mladic tauchte unter und wurde erst im Mai 2011 nach 16 Jahren Flucht in einem Haus von Verwandten in Nord-Serbien geschnappt. Seitdem sitzt er in den Niederlanden im Knast. Ein Jahr später wurde das erste Verfahren gegen ihn eröffnet.
Vor Gericht bestreitet der Ex-General alle Vorwürfe, sagt nur: «Ich bin unschuldig.» Seine Anwälte bombardierten das Gericht seit Prozessbeginn mit mehr als 950 Einsprachen. Nach Ansicht der Opfer des Völkermordes gehört er für immer hinter Gitter. «Seine Verurteilung muss ein Signal sein, dass solche Verbrechen nicht ungesühnt bleiben. Die Höchststrafe wäre eine Form der Gerechtigkeit», sagt Kada Hotic von der Vereinigung «Mütter von Srebrenica».
Für viele Serben weiter ein Held
Dennoch: Trotz oder gerade wegen seiner Verbrechen wird Mladic in seinem Heimatland als Legende verehrt. Der bosnische Serbenführer Milorad Dodik gab erst gestern zu Protokoll: «Ein negatives Urteil wird nur den Mythos von Ratko Mladic verstärken.»
Das Uno-Kriegsverbrechertribunal erhob für die Verbrechen in Srebrenica Anklage gegen 20 Männer. Bisher wurden 15 Angeklagte für schuldig befunden. Es gab einen Freispruch, ein Angeklagter starb während des Prozesses. Neben Ex-General Mladic gilt der frühere Serbenführer Radovan Karadzic als Hauptverantwortlicher für die Gräueltaten. Er wurde im März 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Drei weitere Mittäter verbüssen eine lebenslange Haftstrafe. Einer von ihnen: Vujadin Popovic, Ex-Sicherheitschef des berüchtigten Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee. Andere Ex-Offiziere wurden wegen Beihilfe zum Genozid zu Freiheitsstrafen von bis zu 35 Jahren verurteilt. Slobodan Milosevic, der Ex-Präsident Jugoslawiens, starb vor Abschluss seines Prozesses 2006 in seiner Zelle. Nur wenige Angeklagte gestanden in den Prozessen ihre Schuld ein. Ausnahme: Drazen Erdemovic, der an Erschiessungen beteiligt war und später gegen Offiziere aussagte. Er kassierte fünf Jahre Haft. Ein Ex-Offizier der jugoslawischen Armee wurde als einziger aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Das Uno-Kriegsverbrechertribunal erhob für die Verbrechen in Srebrenica Anklage gegen 20 Männer. Bisher wurden 15 Angeklagte für schuldig befunden. Es gab einen Freispruch, ein Angeklagter starb während des Prozesses. Neben Ex-General Mladic gilt der frühere Serbenführer Radovan Karadzic als Hauptverantwortlicher für die Gräueltaten. Er wurde im März 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Drei weitere Mittäter verbüssen eine lebenslange Haftstrafe. Einer von ihnen: Vujadin Popovic, Ex-Sicherheitschef des berüchtigten Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee. Andere Ex-Offiziere wurden wegen Beihilfe zum Genozid zu Freiheitsstrafen von bis zu 35 Jahren verurteilt. Slobodan Milosevic, der Ex-Präsident Jugoslawiens, starb vor Abschluss seines Prozesses 2006 in seiner Zelle. Nur wenige Angeklagte gestanden in den Prozessen ihre Schuld ein. Ausnahme: Drazen Erdemovic, der an Erschiessungen beteiligt war und später gegen Offiziere aussagte. Er kassierte fünf Jahre Haft. Ein Ex-Offizier der jugoslawischen Armee wurde als einziger aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Die Bosnierin Kada Hotic verlor durch das Massaker von Srebrenica ihren Mann, den Sohn und zwei Brüder. Sie gründete mit anderen betroffenen Frauen den Verein «Mütter von Srebrenica». Mittlerweile vertreten sie die Interessen und Anliegen der Angehörigen von über 6000 Opfern. Die Mütter waren es auch, die die Uno und die niederländische Regierung anklagten, weil die holländischen UN-Soldaten im Sommer 1995 den Menschen in der UN-Schutzzone keinen Schutz boten, sondern sie an die serbischen Paramilitärs auslieferten. Im Sommer 2017 erlangten sie einen Erfolg: Gemäss Berufungsgericht in Den Haag tragen die Niederlande eine Teilverantwortung für das Massaker und den Tod Hunderter Menschen. Den Frauen um Kada ist es auch zu verdanken, dass für die Tausenden Toten eine Gedenkstätte bei Srebrenica errichtet wurde. Die Mütter von Srebrenica nehmen seit Jahren an den Verhandlungen gegen die Kriegsverbrecher teil und sitzen jeweils mit im Gerichtssaal.
Die Bosnierin Kada Hotic verlor durch das Massaker von Srebrenica ihren Mann, den Sohn und zwei Brüder. Sie gründete mit anderen betroffenen Frauen den Verein «Mütter von Srebrenica». Mittlerweile vertreten sie die Interessen und Anliegen der Angehörigen von über 6000 Opfern. Die Mütter waren es auch, die die Uno und die niederländische Regierung anklagten, weil die holländischen UN-Soldaten im Sommer 1995 den Menschen in der UN-Schutzzone keinen Schutz boten, sondern sie an die serbischen Paramilitärs auslieferten. Im Sommer 2017 erlangten sie einen Erfolg: Gemäss Berufungsgericht in Den Haag tragen die Niederlande eine Teilverantwortung für das Massaker und den Tod Hunderter Menschen. Den Frauen um Kada ist es auch zu verdanken, dass für die Tausenden Toten eine Gedenkstätte bei Srebrenica errichtet wurde. Die Mütter von Srebrenica nehmen seit Jahren an den Verhandlungen gegen die Kriegsverbrecher teil und sitzen jeweils mit im Gerichtssaal.