Brasilien hat einen neuen Präsidenten
Jair Bolsonaro gewinnt die Stichwahl

Der ultrarechte Populist Jair Bolsonaro hat die Stichwahl um die Präsidentschaft in Brasilien gewonnen. Das geht aus einer auf Basis von Nachwahlbefragungen erstellten Prognose vom Sonntag hervor.
Publiziert: 28.10.2018 um 03:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2018 um 23:18 Uhr
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Der ultrarechte Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro in Brasilien provoziert immer wieder mit Ausfällen gegen Minderheiten und politische Gegner, extremistischen Parolen und Sympathiebekundungen für die Militärdiktatur. Einige der umstrittensten Zitate des Rechtspopulisten:
Foto: AP

Der ultrarechte Populist Jair Bolsonaro hat die Stichwahl um die Präsidentschaft in Brasilien gewonnen. Das geht aus einer auf Basis von Nachwahlbefragungen erstellten Prognose vom Sonntag hervor. Nach Auszählung von 88 Prozent der Stimmen lag er uneinholbar mit knapp 56 Prozent vor seinem linken Stichwahlgegner Fernando Haddad.

Bolsonaro polemisiert stark

Bolsonaro polarisiert immer wieder mit abfälligen Bemerkungen über Minderheiten, Frauen, Homosexuelle und Schwarze sowie mit seiner Sympathie für die Militärdiktatur (1964-1985). So sagte er 2011 in einem Interview mit einer Zeitschrift, dass er einen homosexuellen Sohn nicht lieben könnte. «Ich würde es vorziehen, dass mein Sohn bei einem Unfall ums Leben kommt, als dass er mit einem Typen mit Schnurrbart auftaucht.» Bei anderer Gelegenheit erklärte er: «Wenn ich sehe, dass sich zwei Männer aur der Strasse küssen, werde ich sie schlagen.»

Auch gegen die schwarze und indigene Bevölkerung Brasiliens wettert Bolsonaro immer wieder. «Ich glaube, sie taugen nicht einmal zu Fortpflanzung», sagte er 2017 über die Bewohner einer traditionellen Schwarzensiedlung. Auf die Frage, wie er reagieren würde, sollte sich eines seiner Kinder in eine schwarze Frau verlieben, antwortete er: «Da besteht keine Gefahr. Meine Söhne wurden gut erzogen.»

Drohungen gegen politische Gegner

Seinen politischen Gegnern drohte der rechtsnationale Bolsonaro gar unverhohlen. «Es wird eine in Brasilien niemals gesehene Säuberung geben», rief er im Wahlkampf seinen Anhängern zu. «Wenn diese Leute bleiben wollen, müssen sie sich unserem Recht unterwerfen. Diese roten Typen werden aus unserem Vaterland verbannt», sagte er über die Wähler und Politiker der Linken.

Besonders heftig sind seine Attacken gegen die linke Politikerin Maria do Rosário. Im Jahr 2003 sagte er ihr vor laufenden Kameras in der Abgeordetenkammer: «Ich würde dich nie vergewaltigen, weil du es nicht wert bist.» Und elf Jahre später legte er in einem Interview nach: «Sie verdient es nicht, vergewaltigt zu werden, weil sie so hässlich ist.»

Gegner Haddad in der Krise

Um auch für die bürgerliche Mitte wählbar zu bleiben, hatte Jair Bolsonaro seinen Diskurs allerdings zuletzt etwas gemässigt. Sein Gegner Haddad hingegen leidet unter dem schlechten Image seiner Arbeiterpartei, die in zahlreiche Schmiergeldaffären verwickelt ist. Auch der ehmalige Präsident Lula da Silva, der Mentor von Haddad und die frühere Lichtgestalt der Linken in Brasilien, wurde von der Kontroverse eingeholt. Er wurde Anfang 2018 zu zwölf Jahren Haft wegen Korruption und Geldwäsche verurteilt. Viele Wähler haben die weit verbreitete Korruption und die grassierende Kriminalität satt und wollen einen echten Politikwechsel. (SDA/krj/vof)

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