Heute im Einsatz
220'000 Soldaten sagen Zika-Virus den Kampf an

Brasilien hat bereits angekündigt, Hunderttausend Soldaten gegen das Zika-Virus einzusetzen. Heute sollen die Militärs rund drei Millionen Haushalte in ganz Brasilien besuchen.
Publiziert: 13.02.2016 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 02:40 Uhr
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DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN
Foto: REUTERS

Zur Bekämpfung der Moskitoart, die das Zika-Virus überträgt, besuchen heute rund 220'000 Soldaten und tausende Beamte drei Millionen Haushalte in ganz Brasilien. Mit Flugblättern sollen sie über das Virus informieren und zur Bekämpfung der Mücken aufrufen.

Die Soldaten und Behördenmitarbeiter sollen den Bürgern erklären, dass selbst kleine Pfützen und Wasserrückstände vermieden werden müssen, da die Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) hier ihre Eier ablegen und sich so vermehren. Gerade in den Favelas gibt es mangels moderner Kanal- und Abwassersysteme viele Brutstellen.

Das Motto lautet: «Zero Zika» («Null Zika»). Aber bis dahin wird es noch ein sehr weiter Weg sein – die Moskitoart hat sich dramatisch vermehrt und soll auf rund 80 Prozent der Landesfläche aktiv sein. Sie überträgt auch das Dengue- und das Chikungunya-Virus.

«Der Kampf gegen die Moskitos ist derzeit das einzige Mittel, um diese drei Virus-Arten zu bekämpfen», sagte der nationale Sekretär für Schutz und Zivilverteidigung, Adriano Pereira Júnior.

Da bisher eindeutige, schnelle Diagnoseverfahren fehlen, gehen Schätzungen der Zika-Infektionen in dem am stärksten betroffenen Land weit auseinander – von 500'000 bis 1,5 Millionen sprechen die Behörden.

Am stärksten betroffen ist der Nordosten

Das Virus steht im Verdacht, bei Infektionen von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu verursachen. Bisher gibt es 17 Fälle, in denen bei den Schwangeren das Virus nachgewiesen werden konnte. Bewiesen ist der Zusammenhang aber nicht.

Am stärksten betroffen ist der arme Nordosten – die Hauptstadt des Bundesstaats Pernambuco, Recife, gilt als ein Ausgangspunkt, in Pernambuco gibt es bisher die meisten Mikrozephalie-Fälle.

Am Anti-Zika-Aktionstag sollen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71'000 Soldaten zum Einsatz kommen - dies gilt auch als Signal nach aussen: Mit aller Macht soll versucht werden, ein Risiko für die Olympischen Spiele abzuwenden, die im August in Rio stattfinden.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff vergleicht den Kampf gegen die Gelbfiebermücke mit einem «Krieg». Sie wollte heute nach Rio reisen und zwei Häuser besuchen, um die Bürger auf den Moskitokampf einzuschwören.

Impfstoff soll erst in zwei Jahren bereit sein

Mit US-Präsident Barack Obama hat sie die gemeinsame Entwicklung eines Impfstoffes durch Forscher beider Länder vereinbart, dieser wird aber wohl erst frühestens in zwei Jahren zur Verfügung stehen.

Die Regierung steht unter grossem Druck, weil Zika Touristen und Sportler davon abhalten könnte, zu Olympia nach Rio zu reisen – wenngleich die Moskitoart dort im August kaum aktiv ist.

Bereits 2000 Schwangere infiziert
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Rasante Ausbreitung des Zikavirus in Kolumbien:Bereits 2000 Schwangere infiziert

In Rio gibt es zudem bisher erst zwei Fälle von Schädelfehlbildungen und 196 Verdachtsfälle. Im ganzen Land sind 404 Fälle der sogenannten Mikrozephalie bestätigt, 3670 mögliche Fälle werden derzeit noch untersucht.

In einer zweiten Etappe sollen in den nächsten Tagen und Wochen 50'000 Militärs in besonders betroffenen Gegenden gezielt mit Insektiziden Moskitos und Eiablageplätze dauerhaft eliminieren.

Drei Menschen in Brasilien an Zika-Virus gestorben

Zika ist bereits in über 30 Ländern aufgetaucht, in Deutschland wurden bisher rund 15 Fälle eingeschleppt. Am Zika-Virus sollen bisher in Brasilien – unabhängig von toten Babys durch mögliche Mikrozephalie - drei Menschen gestorben sein.

Mehr zum ThemaKolumbien meldete drei Tote, die an dem Lähmungssyndrom Guillain-Barré starben, das womöglich von Zika ausgelöst worden ist; auch Venezuela meldet drei Zika-Tote. Oft ist unklar, ob nicht auch andere Erkrankungen eine Ursache sein könnten. Im Normalfall führt das Virus nur zu Symptomen wie Fieber, Hautrötungen oder Kopfschmerzen.

Das zuvor kaum vorgekommene, ursprünglich im Zika-Wald von Uganda entdeckte Virus ist kaum erforscht - daher werden weltweit die Mittel erhöht, um Klarheit über die Folgen zu bekommen. Wegen der Zika-Ausbreitung hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang Februar den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. (SDA/kab)

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