Heisse Debatte um Kinderkrippen
So macht es Frankreich

In der Schweiz tobt die Debatte um Ganztagesbetreuung für Kleinkinder. Die Franzosen sehen das Thema gelassen – aus gutem Grund.
Publiziert: 19.07.2019 um 14:36 Uhr
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In der Schweiz ist eine Diskussion um die staatliche Unterstützung von Kitas entbrannt.
Foto: Keystone
Fabienne Kinzelmann

Für Gegner der Ganztagesbetreuung ist Frankreich die Hölle. Kleinkinder werden kostenlos betreut, und wer als Frau etwas auf sich hält, geht nach der Geburt selbstverständlich wieder arbeiten – Vollzeit.

In der Schweiz kochen die Emotionen bei diesen Themen hoch. SVP-Bildungspolitikerin Verena Herzog will grundsätzlich, dass der Staat die Finger von der Früherziehung lässt und rechtfertigte sich im BLICK-Interview nach ihrem umstrittenen Vergleich von Krippenkindern mit Verdingkindern (BLICK berichtete). 

Gegenwind bekommt Herzog selbst aus der eigenen Partei. Trotzdem: Unsere französischen Nachbarn sind in Sachen Ganztagesbetreuung schon deutlich weiter. Das bringt ihnen nicht nur Spitzenquoten bei den berufstätigen Müttern, sondern auch die höchste Geburtenrate Europas. Im Schnitt bringt eine Französin 1,9 Kinder auf die Welt – eine Schweizerin nur 1,5. 

Was bietet Frankreich Müttern und Kindern?

1. Geld

Dank starkem finanziellen Rückhalt vom Staat können Familien flexibler planen. Aus mehr als 20 Geldtöpfen können sie schöpfen. Kindergeld gibt es für alle Eltern mit mindestens zwei Kindern. Dazu können weitere Gelder kommen. Zum Beispiel für die Fremdbetreuung oder das Erziehungsgeld. Das ermöglicht einem oder beiden Elternteilen, die Erwerbstätigkeit zu unterbrechen oder zu reduzieren. 

2. Ganztagesbetreuung

Ab dem Kleinkindalter können Kinder ganztägig fremdbetreut werden. Kinder zwischen zwei und drei Jahren werden in den Kindergärten, den «écoles maternelles», sogar kostenlos betreut. So haben ihre Eltern Zeit für Ausbildung, Arbeit oder Stellensuche. In Frankreich gibt es ausserdem Hunderttausende staatliche anerkannte und fair bezahlte Tagesmütter – für externe Betreuungskosten gibt es einen Zuschuss. Und sie können grösstenteils steuerlich geltend gemacht werden.

3. Mütter müssen sich nicht entscheiden

Für die ersten beiden Kinder gibts je 16 Wochen voll bezahlten Mutterschaftsurlaub, für das dritte sogar 26. Und wer danach wieder arbeiten geht, muss keine Angst haben, als Rabenmutter zu gelten. In keinem anderen europäischen Land arbeiten so viele Mütter Vollzeit anstatt Teilzeit.

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