Heftige Kritik an Stickstoff-Exekution
Es war eine 22-minütige «Horror-Show»

Kenneth Eugene Smith (†58) starb in der Todeszelle in Alabama per Stickstoff. Augenzeugen berichten nun über die «schrecklichen» letzten Minuten.
Publiziert: 27.01.2024 um 02:46 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2024 um 15:21 Uhr
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Kenneth Eugene Smith starb nach 22-minütigem Todeskampf.
Foto: keystone-sda.ch

22 Minuten bis zum Tod. So lange dauerte die Hinrichtung von Kenneth Eugene Smith, der als erster Mensch in den USA per Stickstoff exekutiert wurde. Prozessbeobachter berichten von schrecklichen Szenen in der Todeskammer.

Um 16 Uhr verabschiedete sich Smith zum letzten Mal von seinen Angehörigen, sie standen im Kreis, hielten sich an den Händen, berichtet Prozessbeobachter Lee Hedgepeth der «Daily Mail». Schliesslich umarmte Smith jedes einzelne Familienmitglied noch einmal, wurde von seiner Mutter schliesslich zu den Wärtern gebracht, die ihm Handschellen anlegten und für die Hinrichtung vorbereiteten.

«Ich liebe euch alle»

Hedgepeth berichtet, dass Smith angeschnallt auf einer Trage lag und die Maske bereits auf seinem Gesicht hatte, als der Vorhang für die Zuschauer um 19.53 Uhr geöffnet wurde. Sie bedeckte sein gesamtes Gesicht, von der Stirn bis zum Kinn. Der Markenname der Maske war mit schwarzem Klebeband überklebt.

Smith, mit einem silbernen Kreuz um den Hals, lächelte seine Familie an und er durfte noch seine letzten Worte sprechen: «Heute Abend macht die Menschheit in Alabama einen Schritt zurück.» Und zu seiner Familie: «Ich gehe mit Liebe, Frieden und Licht. Danke, dass ihr mich unterstützt habt. Ich liebe euch alle.»

Schliesslich begann der Stickstoffzufuhr – und nach einigen Minuten begann Smiths heftige Reaktion, wie der Beobachter schildert. Er schreibt: «Ich würde die Tortur als die brutalste Hinrichtung bezeichnen, der ich je beigewohnt habe.»

«Smith schien in der Maske zu würgen»

Smith gesamter Körper und Kopf hätten hin und her gezuckt, er habe sich gegen die Gurte der Trage geschnallt. «Smith schien in der Maske zu husten und zu würgen. Jedes Mal, wenn er nach Luft schnappte, hob sich sein Körper gegen die Fesseln.»

Langsam seien seine Bewegungen schwächer geworden. Ein Justizbeamter habe sich kurz über ihn gebeugt, um ihm ins Gesicht zu schauen. Schliesslich habe Smith noch einmal versucht, zu atmen und danach aufgehört, sich zu bewegen.

Er sei noch zehn Minuten regungslos auf der Bahre gelegen. Die Vorhänge schlossen sich – und der Todeszeitpunkt mit 20.25 Uhr mitgeteilt. Smiths geistlicher Beistand, Pfarrer Jeff Hood, sagt gegenüber der «New York Post», dass es eine «Horrorshow» gewesen sei.

«Die ganze Sache war einfach nur schrecklich»

Dies hätten sogar die Justizbeamten nicht verbergen können. «Auf ihren Gesichtern waren eindeutig Schock und Überraschung zu erkennen.» Es sei immer gesagt worden, dass die Art und Weise der Exekution kurz und schmerzlos sein würde. Dies sei eindeutig nicht der Fall gewesen.

«Die ganze Sache war einfach nur schrecklich. Das ist eine Szene, die ich nie vergessen werde.» Seine Krämpfe hätten ausgesehen wie in einem Hollywood-Film.

Hood sagt weiter: «Wenn man mich dort hineingebracht hätte, ohne mir zu sagen, dass ich einer Hinrichtung beiwohne, hätte ich gedacht, ich befände mich auf einem Filmset, eine Art schreckliche Kreation, die Amok läuft.» (neo)

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