Auf einen Blick
- Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) hat den Chef der russischen ABC-Truppen bei einem Anschlag getötet
- Nordkoreanische Soldaten sind in der russischen Region Kursk im Einsatz. Sie greifen erfolglos ukrainische Stellungen an.
- Die Lage an der Front in der Ostukraine bleibt laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski ernst
Nach Tötung von General Kirillow: Ein Verdächtiger festgenommen
Nach dem mutmasslich vom ukrainischen Geheimdienst verübten Attentat auf den Leiter der Abteilung für Chemiewaffen der russischen Armee, Igor Kirillow, haben russische Ermittler einen Verdächtigen festgenommen. Der russische Sicherheitsdienst teilte mit, es handele sich um einen 29-jährigen usbekischer Staatsbürger, der gestanden habe, «von ukrainischen Spezialkräften rekrutiert» worden zu sein.
Die Nachrichtenagenturen SDA und DPA berichten unter Berufung auf russische Medien von zwei Festnahmen. Eine offizielle Bestätigung gab es bislang nicht. Durch Überwachungskameras am Tatort hätten die Behörden Autos identifizieren können, hiess es.
In den Berichten war von mutmasslichen Organisatoren des Anschlags die Rede. Diese hätten die Täter über Messengerdienste angeworben und sie in Kontakt mit dem ukrainischen Geheimdienst SBU gesetzt. Auch dies war nicht überprüfbar.
Generalleutnant Igor Kirillow, Kommandeur der nuklearen, biologischen und chemischen Verteidigungsstreitkräfte (NBC), befand sich am frühen Dienstag vor einem Wohnblock, als ein in einem Motorroller versteckter Sprengsatz per Fernzündung gezündet wurde.
Eine ukrainische Quelle sagte der BBC am Dienstag, der Mord sei vom ukrainischen Sicherheitsdienst inszeniert worden.
Kiew spricht von hohen Verlusten der Nordkoreaner
Die nordkoreanischen Soldaten im Einsatz für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine erleiden nach Einschätzung in Kiew und Washington hohe Verluste. Bisherigen Angaben zufolge schickt die Moskauer Militärführung die Nordkoreaner vor allem in die Kämpfe zur Rückeroberung des ukrainisch besetzten Gebietes Kursk.
Dort füge die ukrainische Armee den Truppen aus Nordkorea schwere Verluste zu, teilte der Geheimdienst SBU in Kiew mit. Dies ergebe sich unter anderem aus abgehörten Telefonaten. Demnach seien allein in ein Krankenhaus bei Moskau binnen weniger Tage mehr als 200 verletzte Nordkoreaner eingeliefert worden.
Dort gebe es Beschwerden, dass die Ausländer bevorzugt behandelt würden. Die Angaben des Geheimdienstes und die angeführten Zitate lassen sich indes nicht unabhängig bestätigen.
Auch einem ranghohen US-Militär zufolge, der von dortigen Medien zitiert wurde, sollen die Verluste an getöteten und verletzten Nordkoreanern in die Hunderte gehen. Etwas vorsichtiger sagte ein Vertreter des US-Aussenministeriums: «Wir haben gesehen, dass nordkoreanische Soldaten an die Front in Kursk geschickt werden, und wir haben gesehen, dass sie Verluste erleiden, sowohl Tote im Gefecht wie Verwundete.»
Schweiz unterstützt Ukraine mit 45 Millionen Franken
Die notleidende Bevölkerung in der kriegsgeplagten Ukraine erhält von der Schweiz auch diesen Winter Hilfe: Mit knapp 45 Millionen Franken sollen die von russischen Angriffen zerstörte Enegieinfrastruktur wiederhergestellt, beschädigte Unterkünfte saniert und dringende humanitäre Bedürfnisse gedeckt werden.
Die gezielten russischen Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine hätten verheerende Folgen, heisst es in einer Mitteilung des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Mehr als die Hälfte der Energieproduktion des Landes sei zerstört, weshalb Millionen Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Strom, Heizung und Wasser hätten.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) helfen Behörden, lokalen Partner- und Uno-Organisationen laut EDA dabei, die ukrainische Bevölkerung im Winter zu versorgen. Es handelt sich um den dritten Kriegswinter, seit der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Befehl zum militärischen Überfall auf sein Nachbarland gegeben hat.
Russland meldet Einnahme zweier Dörfer in Donezk-Region
Russland hat die Einnahme zweier weiterer Dörfer in der ostukrainischen Region Donezk verkündet. Die nahe der Industriestadt Kurachowe gelegenen Ortschaften Stari Terny und Trudowe seien «befreit» worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.
Demnach scheint die Eroberung von Kurachowe durch die russische Armee kurz bevorzustehen. Seit einigen Tagen befinden sich bereits russische Soldaten in der Stadt, die vor dem Ausbruch des Konflikts knapp 20'000 Einwohner hatte.
Kurachowe ist eine strategisch wichtige Stadt am südlichen Ufer eines Stausees, die die russische Armee einzunehmen versucht. Stari Terny liegt am nordwestlichen Ufer des Stausees, Trudowe rund zehn Kilometer südlich von Kurachowe.
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Oleksandr Syrskyj, hatte gesagt, die «schwierigste Situation» bestehe derzeit rund um Kurachowe und die für die Versorgungslogistik wichtige Stadt Pokrowsk weiter nördlich in der Region Donezk.
Ukraine meldet Zerschlagung von prorussischem Spionagering
Der ukrainische Geheimdienst meldet, mehrere Soldaten enttarnt zu haben, die für Russland spioniert haben sollen. Für Russland sollen die ukrainischen Soldaten die Bewegungen der Kampfjets F-16 und andere Militärgeheimnisse ausgekundschaftet haben. Vier Armeeangehörige seien im Gebiet Dnipropetrowsk festgenommen worden, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit.
Das Netzwerk habe versucht, die Standorte «geheimer Militärflugplätze» zu ermitteln, an denen die von den westlichen Verbündeten der Ukraine gelieferten Jets aus russischer Sicht hätten stationiert sein können.
Als Hauptverdächtiger gelte ein Soldat mit prorussischen Überzeugungen. Er habe drei Kameraden für das Sammeln von Informationen angeworben. Der Geheimdienst SBU sprach sogar von einem Netz aus zwölf Personen.
Selenski spricht mit Nato über weitere Ukraine-Hilfen
Spitzenvertreter führender europäischer Nato-Staaten wollen heute mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski über weitere Unterstützungsmöglichkeiten für sein Land reden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA aus Bündniskreisen soll es bei dem von Nato-Generalsekretär Mark Rutte organisierten Treffen am Abend auch um mögliche Sicherheitsgarantien für den Fall eines Waffenstillstands mit Russland gehen.
Zu den Gesprächen erwartet wurden neben Selenski zuletzt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Polen und Italien sowie der britische Aussenminister David Lammy. Zudem sollen Spitzenvertreter der Europäischen Union wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dabei sein. Eine offizielle Bestätigung für den Termin und die Gästeliste gab es bis zuletzt nicht. Lediglich ein Treffen Ruttes mit Selenski in der Brüsseler Residenz des Nato-Generalsekretärs wurde bisher von der Nato bestätigt.
Polnischer Ministerpräsident ruft zur Unterstützung der Ukraine auf
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat bei einem Besuch in der westukrainischen Stadt Lwiw zu einer breiten internationalen Unterstützung der Ukraine aufgerufen.
Er traf dort ohne öffentliche Vorankündigung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski zusammen, dessen Land sich seit fast drei Jahren gegen eine russische Invasion verteidigt.
Schluss mit «Spekulation über Ukraine-Niederlage»
«Ich appelliere an alle Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt: Wir alle müssen die Ukraine in dieser Zeit unterstützen, mehr als je zuvor», sagte Tusk, wie seine Kanzlei im sozialen Netzwerk X mitteilte. «Hören Sie auf, über eine mögliche Niederlage der Ukraine zu spekulieren!»
Unterstützung für raschen EU-Beitritt
Die Europäer wollen ihr Vorgehen überlegen, falls der künftige US-Präsident Donald Trump die Ukraine zu einem raschen Frieden mit dem Angreifer Russland drängen sollte. Es müsse um eine Stärkung der Ukraine gehen, sagte Selenski in einer Pressekonferenz mit Tusk.
Der polnische Ministerpräsident sagte der Ukraine auch Unterstützung für einen raschen EU-Beitritt zu. Die EU-Ratspräsidentschaft Polens in der ersten Jahreshälfte 2025 werde die Gespräche beschleunigen, kündigte Tusk an.
Ukrainische Spezialeinheiten haben 50 Nordkoreaner getötet
In der russischen Region Kursk sollen nach ukrainischen Angaben fast 100 nordkoreanische Soldaten getötet oder verwundet worden sein. Die Spezialkräfte der Ukraine behaupten, sie hätten 50 Nordkoreaner getötet und 47 weitere verletzt. Die Zahlen machten die Spezialkräfte in einem Social-Media-Post öffentlich. Zuvor hatte der ukrainische Militärgeheimdienst am Wochenende von 30 bei Gefechten verletzten und getöteten Nordkoreanern berichtet. Ob diese Zahl in den 50 von den Spezialkräften ausgeschalteten Nordkoreanern integriert ist, ist unklar.
Ukraine soll Hälfte des in Kursk eroberten Gebiets verloren haben
Die Ukraine muss in der russischen Region Kursk immer mehr von ihrem zuvor bei einem überraschenden Einmarsch eroberten Territorium abgeben. Viereinhalb Monate nach dem Überraschungsangriff sei etwa die Hälfte des Gebiets wieder in russischer Hand, schreibt der «Economist».
Der Kommandant der 82. Luftlande-Sturmbrigade, Major Ivan Bakrew, sagte der Zeitung, die russischen Truppen würden «die Schrauben festziehen». Dies sei schon vor Einsatz von nordkoreanischen Truppen im umkämpften Gebiet der Fall gewesen. Bakrew geht davon aus, dass die Russen die ukrainischen Truppen mit Angriffen von Ost und West einkesseln und vom eigenen Land abschneiden wollen.
Nordkoreanische Truppen rennen erfolglos gegen ukrainische Stellungen an
Die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin (72) werden in der russischen Region Kursk von nordkoreanischen Kämpfern unterstützt. Dass diese das Blatt nicht wenden werden, scheint ein Video zu beweisen, das in den sozialen Medien kursiert.
Ohne Deckung und Fahrzeuge rennen Hunderte Nordkoreaner gegen ukrainische Stellungen an. Auf den verschneiten Wiesen und Feldern sind die dunkelgekleideten Soldaten ein leichtes Ziel. Die Ukrainer schalten sie mit Drohnen, Mörsern und Maschinengewehren einen nach dem anderen aus.
Nach einem Vorstoss von etwa 500 Metern sind die wenigsten der Nordkoreaner noch am Leben. Verängstigt kauern sie sich unter Bäume – alles aufgenommen von ukrainischen Aufklärungsdrohnen.
«Kirillow war legitimes Ziel»: Ukraine reklamiert Attentat für sich
Nach dem Tod von Generalleutnant Igor Kirillow (†54) hat sich der ukrainische Geheimdienst zu Wort gemeldet – und das Attentat für sich reklamiert.
«Das heutige Bombenattentat auf Generalleutnant Igor Kirillow, den Chef der Strahlen-, chemischen und biologischen Abwehrtruppen der russischen Streitkräfte, ist eine Spezialoperation des SBU», schreibt der Geheimdienst auf Anfrage des «Spiegel».
Zu den Beweggründen findet das SBU klare Worte: «Kirillow war ein Kriegsverbrecher und ein absolut legitimes Ziel, da er den Einsatz verbotener chemischer Waffen gegen das ukrainische Militär befohlen hat. Ein solch unrühmliches Ende erwartet all jene, die Ukrainer töten. Vergeltung für Kriegsverbrechen ist unausweichlich.»