In den 14 Jahren seit 9/11 haben Extremisten in den USA immer wieder kleinere tödliche Angriffe ausgeführt. Ihre Motive und Ideologien machen sie häufig in Onlinemanifesten in sozialen Netzwerken publik.
Für die US-Bevölkerung wohl überraschend: Die Attentate werden nicht hauptsächlich von radikalen Muslimen ausgeführt. Eine neue Studie zeigt, seit dem 11. September 2001 sind fast doppelt so viele Menschen durch weisse Rassisten, gewaltbereite Staatsgegener und nicht-muslimische Extremisten getötet worden.
Während 26 Personen durch selbsternannte Gotteskrieger starben, zählt New America, ein Forschungszentrum in Washington, 48 Opfer, die durch die Hand von Nicht-Muslimen starben.
Die Tötung von neun Schwarzen in einer Kirche in Charleston letzte Woche ist das jüngste Beispiel in einer Reihe von Attentaten – ausgeführt aufgrund von Rassenhass oder Feindseligkeit gegenüber der Regierung.
Seit 9/11 haben die Forscher 19 solcher Anschläge gezählt. In der gleichen Zeit kam es zu sieben Angriffe durch militante Islamisten.
Was für viele amerikanische Bürger kaum zu glauben ist, klingt für Polizisten familiär. In einer noch nicht veröffentlichen Umfrage wurden landesweit knapp 400 Polizeidepartements zum Thema Extremismus befragt. 74 Prozent der Befragten zählten Gewalt gegen die Regierung zu den grössten Gefahren fürs Land, eine Bedrohung durch Al-Kaida nannten 39 Prozent.
US-Terrorexperte John G. Horgan sagt zur «New York Times»: «Der Unterschied zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und den tatsächlichen Fällen wurde für uns immer offensichtlicher.»
Die Meinung, dass die Gefahr durch Dschihadisten überschätzt wurde, erfahre immer mehr Akzeptanz. Gleichzeitig wachse der Glaube daran, dass die Bedrohung durch den Rechtsextremismus und die regierungsfeindliche Gewalt unterschätzt wurde. (mad)