Die Rettung eines Jungen wurde in vielen Medien einstimmig als «Wunder» bezeichnet. Ein Junge ist am Montag gegen acht Uhr morgens im Westen der Region Madrid auf einem Baum gefunden worden, nachdem er dort bei Starkregen und Orkanböen die ganze Nacht verbracht habe, teilte der regionale Notdienst mit.
Der Junge war nach Erkenntnissen der Behörden am Sonntagabend auf den Baum geflüchtet. Zuvor war der Wagen seiner Familie unweit der Ortschaft Aldea del Fresno von den Wassermassen des über die Ufer getretenen Flusses Alberche mitgerissen worden.
Vater vermisst, Mutter und Geschwister gerettet
Der Vater, der am Steuer gesessen hatte, wird am Montag noch vermisst. Die Mutter und die Schwester des Jungen hätten sich aus eigener Kraft retten können, hiess es. Der Zehnjährige sei von einem Finca-Wärter unterkühlt und mit verschiedenen Verletzungen am Körper zufällig entdeckt worden.
Für bewegende Momente sorgte auch die Erzählung einer Rentnerin, die nachts in Buenache de Alarcón in der Provinz Cuenca von zwei Polizisten gerettet wurde, als ihr «das Wasser bis zum Hals stand» und sie nicht aus ihrem Haus konnte, wie sie weinend dem spanischen TV-Sender RTVE erzählte. «Ich würde jetzt tot und begraben sein (...) ich weiss nicht, wie ich mich bedanken soll», sagte Felicia (73), als RTVE ihr ihre beiden Retter vorstellte.
Mehrere Tote nach Sturm
Am Montag wurden in der Provinz Toledo südöstlich von Madrid zwei Leichen geborgen, wie die Regierung der Region Kastilien-La Mancha mitteilte. Eines der Opfer sei in der Gemeinde Bargas im Inneren eines Fahrzeugs gestorben. In der Ortschaft Casarrubios del Monte sei ein junger Mann (†20) tot aus einem Garagenfahrstuhl geborgen worden.
Bereits am Samstag waren zwei Männer im Alter von 31 und 34 Jahren bei der Begehung einer Schlucht in Saragossa im Nordosten Spaniens ins reissende Wasser gestürzt und ertrunken. Am Montag galten neben dem Vater des geretteten Zehnjährigen noch mindestens zwei weitere Personen – ein 83-jähriger Mann und eine jüngere Frau – als vermisst.
Weite Teile Spaniens wurden am Samstag und Sonntag von Unwettern mit Starkregen, Orkanböen, Blitzschlägen und Hagel heimgesucht. Es kam zu vielen Flugverspätungen. Vielerorts wurde der Eisenbahnverkehr eingestellt. Hunderte Passagiere mussten daher in der Nacht auf Montag unfreiwillig in Bahnhöfen in Madrid, Málaga und anderen Städten übernachten.
Ausgehverbot für mehrere Stunden
Dutzende Strassen wurden gesperrt, Parks geschlossen. Unzählige Häuser, Keller, Garagen und Unterführungen wurden mit Wasser und Schlamm überschwemmt. Fassadenteile und Dachziegel stürzten auf die Strassen, Bäume wurden entwurzelt. Landwirtschaftliche Flächen wurden in verschiedenen Regionen stark in Mitleidenschaft gezogen.
Für die knapp 10'000 Einwohner der katalanischen Gemeinde Alcanar galt am Sonntag wegen der gefährlichen Überschwemmungen sogar ein mehrstündiges Ausgehverbot. Laut Wetterdienst fiel dort innerhalb von nur 24 Stunden eine Regenmenge von 215 Litern pro Quadratmeter. Die Lage normalisierte sich am Montag nur langsam. In Madrid waren etwa der U-Bahn- und Autoverkehr noch deutlich beeinträchtigt. Die beliebte Urlaubsinsel Mallorca blieb weitgehend verschont.
Mit Blick auf den nötigen Wiederaufbau beantragten die Regionen Madrid und Kastilien-La Macha inzwischen bei der Zentralregierung, zum Katastrophengebiet erklärt zu werden, um Staatshilfe zu erhalten. Schätzungen über die Höhe der Schäden lagen zunächst nicht vor. (SDA)