Es habe lediglich vereinzelte Zwischenfälle gegeben. «Das war ein erfolgreicher Wahltag», sagte Interimspräsident Jocelerme Privert. Mindestens 14 Menschen wurden festgenommen und vier Fahrzeuge beschlagnahmt, wie der Leiter des Wahlamts, Léopold Berlanger, sagte. In Port Margot habe ein Mann versucht, ein Wahllokal in Brand zu stecken. Insgesamt sei der Wahltag aber ruhig verlaufen.
Mit einen Wahlergebnis wird erst Anfang Dezember gerechnet. Sollte in der ersten Runde keiner der 27 Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, findet im Januar kommenden Jahres eine Stichwahl statt. Rund 5,8 Millionen Haitianer waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
Der völlig verarmte Karibikstaat leidet unter einer politischen Dauerkrise. Die Wahl vom vergangenen Jahr war wegen Manipulationsvorwürfen annulliert worden. Die EU und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hielten die Wahl hingegen für grundsätzlich frei und fair. Sie vermuteten, dass die Opposition durch ihre Proteste das für sie ungünstige Ergebnis kippen wollte.
Seit der frühere Staatschef Michel Martelly im Februar ohne gewählten Nachfolger aus dem Amt schied, regiert Übergangspräsident Privert das Land. «Wenn das Land politisch blockiert bleibt, werden die dringendsten Bedürfnisse der Menschen weiterhin vernachlässigt», sagte Astrid Hasfura von dem Analyseunternehmen Global Risk Insights.
Haiti leidet unter bitterer Armut, Gewalt und Korruption. Seit dem schweren Erdbeben 2010 ist das Land von internationaler Entwicklungshilfe abhängig. Erst vor wenigen Wochen zog Hurrikan «Matthew» über Haiti hinweg und richtete schwere Schäden an. Die eigentlich schon für Anfang Oktober geplante Präsidentenwahl war erneut verschoben worden.
Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Drei Viertel der Bevölkerung leben von weniger als zwei Dollar am Tag. «Diese Wahl ist sehr wichtig für die politische Stabilität in Haiti», sagte Interimspräsident Privert.
27 Kandidaten bewarben sich am Sonntag um das höchste Staatsamt. Gute Chancen haben der vermögende Agrarunternehmer Jovenel Moïse, der erfahrene Politiker Jude Célestin von der Partei Lapeh und die Ärztin Maryse Narcisse.
Wirkliche ideologische Unterschiede zwischen den politischen Gruppen sind nur schwer auszumachen, es handelt sich eher um Wahlvereine für einzelne Politiker. «Sie repräsentieren eigentlich niemanden ausser sich selbst», sagte der Direktor des Haiti Democracy Project, James Morrell.