Der grösste US-Einzelhändler Walmart stoppt den Verkauf von Artikeln mit der umstrittenen Konföderierten-Flagge. «Wir wollen nie jemanden mit unseren Produkten angreifen», sagte ein Walmart-Sprecher am Montag dem Sender CNN.
Nach dem mutmasslich rassistisch motivierten Kirchen-Massaker im Bundesstaat South Carolina ist ein alter Streit um die Verwendung der Flagge neu entbrannt.
Walmart hatte die Flagge selbst und andere Artikel wie T-Shirts oder Gürtelschnallen mit dem Abzeichen im Angebot. Laut CNN verkaufen auch Ebay und Amazon solche Produkte. Bislang hätten die Unternehmen sich nicht dazu geäussert.
Gouverneurin fordert Verbannung
In South Carolina will die Gouverneurin in der Hauptstadt des US-Bundesstaats die umstrittene Flagge vom dortigen Kapitol entfernen lassen. Die Entscheidung liegt aber bei den Abgeordneten.
«Diese Flagge, wenngleich ein wesentlicher Bestandteil unserer Vergangenheit, vertritt nicht die Zukunft unseres grossartigen Staates», sagte die Republikanerin Nikki Haley am Montag. Durch die Massnahme in Columbia könne der neun in einer Kirche in Charleston ermordeten Afroamerikanern gedacht werden.
Haley trat mit einer Reihe von Politikern beider Parteien vor die Kameras, darunter der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Lindsey Graham. Graham erklärte, die Verbannung der Flagge sei «nur angemessen» nach dem «tragischen, hasserfüllten» Angriff auf die Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston.
Auch Obama will sie weghaben
Rückendeckung gibts von US-Präsident Barack Obama. Er setzt sich dafür ein, das Banner vor dem Regierungssitz und dem Parlament von South Caroline abzunehmen und in ein Museum zu verbannen. «Die Flagge gehört abgenommen», liess er über einen Sprecher mitteilen.
Das Symbol aus dem US-Bürgerkrieg (1861-1865) steht Kritikern zufolge für die damalige Bereitschaft der Südstaaten, in den Krieg zu ziehen, um die Sklaverei beibehalten zu können. Sie wurde auch eingesetzt, um Afroamerikaner einzuschüchtern.
Befürworter sehen sie dagegen unter anderem als Symbol, um der Kriegsopfer ihrer Vorfahren zu gedenken. Neben South Carolina wird auch in anderen Südstaaten immer wieder über die Verwendung der Flagge diskutiert, etwa in Florida, Georgia und Mississippi.
Bis zum Jahr 2000 wehte die Flagge - ein mit weissen Sternen besetztes blaues Kreuz auf rotem Grund - auf dem Dach des Kapitols in Columbia. Dann entschied das Parlament von South Carolina, sie auf einem Kriegerdenkmal vor dem Gebäude zu hissen.
Notfalls gibts eine Sondersitzung
Um die Fahne nun ganz zu entfernen, müssen die Abgeordneten zustimmen. Das Parlament geht diese Woche in die Sommerpause. Haley erklärte, eine Sondersitzung zu der Südstaaten-Flagge einzuberufen, sollten die Abgeordneten nicht rechtzeitig handeln.
Präsident Barack Obama will am Freitag die Grabrede für den ermordeten Pfarrer Clementa Pinckney halten, ein demokratischer Senator im Landesparlament, den Obama persönlich kannte. Das teilte das Weisse Haus mit.
Das Massaker, bei dem sechs Frauen und drei Männer im Alter von 26 bis 87 Jahren ums Leben kamen, hat in den USA neue Ängste über rassistisch motivierte Angriffe geschürt. Es folgt auf die Tode mehrerer unbewaffneter Afroamerikaner durch weisse Polizisten. Dem schwarzen Walter Scott war etwa Anfang April im benachbarten North Charleston in den Rücken geschossen worden.
In der «Daily Show» hatte sich Komiker Jon Stewart letzte Woche – für einmal ernsthaft – zur Flagge geäussert: «Neun Menschen wurden in einer schwarzen Kirche erschossen – von einem weissen Mann, der Schwarze hasst, der eine Art Bürgerkrieg starten wollte. Die Konföderierten-Flagge weht über South Carolina. Die Strassen sind nach ihren Generälen benannt und der weisse Mann ist derjenige, der das Gefühl hat, ihm werde sein Land weggenommen.» (alp/SDA)