Ein erneuter tödlicher Polizeischuss auf eine Schwarze hat in den USA Trauer und Wut ausgelöst. Der weisse Polizist Aaron Dean wurde in der texanischen Stadt Fort Worth festgenommen, nachdem er am Freitagabend bei einem Einsatz die am Fenster ihres Hauses stehende 28-jährige Atatiana Jefferson erschossen hatte.
Nun muss sich der Beamte wegen Mordes vor Gericht verantworten. Er war kurz nach den tödlichen Schüssen verhaftet und angeklagt worden.
Nachbar rief Polizei
Medienberichten zufolge hatte ein besorgter Nachbar die Polizei gerufen, weil mehrere Türen im Haus der 28-jährigen Afroamerikanerin offen standen. Zwei eintreffende Polizisten gingen mit Taschenlampen um das Haus, wie veröffentlichte Körperkamera-Aufnahmen zeigen.
Als am Fenster im Inneren des Hauses eine Silhouette erscheint, eröffnet Dean das Feuer und trifft Jefferson tödlich.
Bodycam filmt Tathergang
Nachdem der Vorfall landesweit für Aufsehen gesorgt hatte, veröffentlichte die Polizei Aufzeichnungen der Körperkamera des weissen Polizisten. Sie zeigen, wie Dean im Garten stehend eine Taschenlampe gegen das Schlafzimmerfenster hält und ruft: «Hände hoch! Zeigen Sie mir Ihre Hände!» Unmittelbar darauf feuert er einen Schuss ab.
Jefferson hatte nach Angaben des Anwalts ihrer Familie mit ihrem achtjährigen Neffen ein Videospiel gespielt und war ans Fenster gegangen, als sie Geräusche gehört hatte. Sie starb vor den Augen ihres Neffen. Die Haustür hatte sie geöffnet, um frische Luft ins Haus zu lassen.
Die Familie der Toten forderte eine umgehende Reaktion der Behörden. Polizei und Stadtverwaltung sicherten eine Aufklärung des Vorfalls zu.
Polizei räumt Fehler ein
Die Polizei erklärte, der Beamte habe eine «Gefahr» wahrgenommen. Die Behörden räumten aber ein, dass Dean sich nicht als Polizist ausgewiesen hatte. Polizeichef Ed Kraus machte Deans Namen öffentlich und stellte eine «gründliche und transparente und schnelle Untersuchung» des Vorfalls zu.
Der Polizist habe am Montag gekündigt und sei damit einer Entlassung zuvorgekommen. Eine zusätzliche interne Untersuchung soll weitere Erkenntnisse über die Hintergründe der Tat bringen.
Die Bürgermeisterin von Fort Worth, Betsy Price, zeigte sich bestürzt über den tödlichen Schuss. «Unsere Herzen sind heute gebrochen», sagte sie auf einer Pressekonferenz. Die 28-Jährige sei «ungerechterweise von ihrer Familie genommen» worden. Price kündigte an, ein unabhängiges Expertengremium werde den Vorfall überprüfen. (SDA)