Häftlinge brutal verprügelt
52 Gefängniswärter in Italien nach Schockvideos entlassen

In einem italienischen Gefängnis hatten Dutzende Wärter zu Beginn der Corona-Pandemie die Insassen mit grösster Herzlosigkeit verprügelt. Dabei kamen Schlagstöcke, Fäuste und Füsse zum Einsatz. Jetzt sind die Aufnahmen veröffentlicht worden. Der Fall wird untersucht.
Publiziert: 02.07.2021 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2021 um 15:10 Uhr
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Im italienischen Gefängnis in Santa Maria Capua Vetere haben Wärter Häftlinge verprügelt.
Foto: Screenshot/Domani

Ein Knastskandal erschüttert Italien: Schockierende Videos aus dem Gefängnis in Santa Maria Capua Vetere bei Neapel verbreiten sich derzeit wie ein Lauffeuer im Netz und kosten 52 Wärter ihren Job.

Auf den Bildern, die bereits am 6. April 2020 aufgenommen wurden, ist zu sehen, wie die Beamten die Insassen mit Schlagstöcken verprügeln, ohrfeigen und mit Füssen treten. Das Nachrichtenportal «Domani» hat die Aufnahmen der Überwachungskameras nun veröffentlicht. Über sechs Minuten lang sind Ausschnitte der Folter zu sehen. Über 100 Häftlinge waren betroffen. 41 von ihnen wurden schwer verletzt, schreibt «Der Bund».

«Wie Kälber abschlachten»

Zuvor soll es im Knast zu Protesten wegen der schlechten Corona-Schutzmassnahmen gekommen sein. Kurz vor den Unruhen war ein Häftling im Gefängnis an Covid gestorben.

Nach einigen Stunden war der Aufstand jedoch bereits vorbei. Eine Nacht später beschloss der Leiter der Gefängnisse in der Region, einige Hundert Beamte nach Santa Maria Capua Vetere zu schicken, um dort für «Ordnung und Disziplin» zu sorgen.

Offenbar hätten die Wärter auch Textnachrichten ausgetauscht, in denen stand: «Wir werden sie wie Kälber abschlachten», «zähmt die Bestien» und «vier Stunden Hölle für sie».

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Auch Rollstuhlfahrer verprügelt

In den Aufnahmen ist der Spiessrutenlauf der Häftlinge zu sehen. Einzeln oder in kleinen Gruppen müssen sie einen Gang passieren, während die Wärter Spalier stehen und von allen Seiten auf sie einprügeln.

In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sie mit dem Gesicht zur Wand knien und dann ebenfalls geschlagen und erniedrigt werden.

Besonders brutal: Auch ein Rollstuhlfahrer wird nicht verschont. Der gehbehinderte Mann namens Vincenzo Cacace konnte das Gefängnis ein paar Monate später verlassen. Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa sagte er, die Gewalt habe ihn «zerstört». «Mental haben sie mich getötet.» Die Wärter hätten die Insassen «massakriert». Vier Stunden lang.

«Verrat an der Verfassung»

Während die Wärter suspendiert sind, untersucht die Regierung das brutale Vorgehen. Justizministerin Marta Cartabia nannte die Gewalt «einen Verrat an der Verfassung». Sie sagte, es sei «ein Vergehen und eine Schande für die Würde der Gefangenen und für die Uniform, die jede Frau und jeder Mann der Strafvollzugspolizei mit Ehre tragen muss».

Den 52 Verhafteten wird neben schwerer Körperverletzung auch Fälschung amtlicher Dokumente vorgeworfen. Nach den Angriffen sollen sie versucht haben, die Aufnahmen der Kameras zu manipulieren.

Nur Lega-Chef Matteo Salvini (48) hält zu den Wärtern. «Die Lega wird immer an der Seite der Sicherheitskräfte stehen», sagte er. (man)

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