In Brasilien geht der Wahlkampf in die entscheidende Phase. Der rechtsextreme Kandidat Jair Bolsonaro liegt vor der Stichwahl Ende Oktober deutlich vor seinem Rivalen. Der sozialistische Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei kommt demnach nur auf 42 Prozent der Stimmen, Bolsonaro auf 58 Prozent. Doch hat der «Trump Brasiliens» mit illegalen Mitteln nachgeholfen?
Haddad wirft seinem Konkurrenten Bolsonaro vor, mit Wahlkampftricks über den Messengerdienst Whatsapp betrogen zu haben. Der Rechtspopulist soll zusammen mit Firmen eine «kriminelle Organisation» gegründet haben. Damit und mit «schmutzigem Geld» wolle er Falschnachrichten über Whatsapp verbreiten, schrieb Haddad am Donnerstag auf Twitter. Spätestens mit diesen Anschuldigungen ist in Brasilien eine Debatte über eine mögliche Wählermanipulation über die sozialen Netzwerke entbrannt.
Unternehmen sollen Whatsapp-Nachrichten finanziert haben
Bei einer Pressekonferenz in São Paulo sagte Haddad, über Whatsapp seien hunderttausende Botschaften an Wähler verschickt worden, «alle falsch", um die Wahl zu beeinflussen. Der Kandidat der Arbeiterpartei (PT) von Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva kündigte an, die brasilianische Bundespolizei und die Wahljustiz des Landes einzuschalten.
Zuvor hatte die angesehene Tageszeitung «Folha de São Paulo» berichtet, Unternehmen hätten vor der ersten Wahlrunde am 7. Oktober ein massenhaftes Verschicken von Whatsapp-Nachrichten finanziert, die sich gegen die Arbeiterpartei richteten. Für diese Kampagne seien Verträge mit Werten von umgerechnet rund 3 Millionen Franken pro Vertrag abgeschlossen worden. Die Kontaktdaten der Adressaten seien von Bolsonaros Wahlkampfteam geliefert worden oder bei spezialisierten Agenturen gekauft worden, berichtete die Zeitung weiter. Vor der Stichwahl am 28. Oktober sei eine neue Offensive geplant.
Wahlkampffinanzierung durch Unternehmen ist verboten
Die Vorwürfe wiegen schwer: In Brasilien ist eine Wahlkampffinanzierung durch Unternehmen verboten. Bolsonaros Anwalt Tiago Ayres wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück: Es gebe keinen Beweis für eine Verbindung zwischen Bolsonaros Wahlkampfteam und den von der «Folha de São Paulo» genannten Unternehmen. Bolsonaro selbst twitterte, die Arbeiterpartei leide nicht unter Falschnachrichten, sondern unter der Wahrheit.
Whatsapp ist in Brasilien weit verbreitet und hat mindestens 120 Millionen Nutzer. Der Rechtspopulist Bolsonaro ist in den sozialen Netzwerken viel präsenter als sein Konkurrent Haddad und stützt seinen Wahlkampf massgeblich auf das Internet.
Bolsonaro hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 7. Oktober klar gewonnen: Er kam auf rund 46 Prozent und landete damit weit vor dem Zweitplatzierten Haddad mit rund 29 Prozent. Für die Stichwahl in anderthalb Wochen ist der Rechtspopulist klarer Favorit. (SDA/nim)