Lange schwieg Donald Trump (70) zur Frage, ob er seinen Wahlerfolg auch russischen Hackerangriffen auf die Clinton-Kampagne verdankt. Ein Thema, das ihn auch nicht gross interessierte. Gestern musste er sich damit auseinandersetzen.
Denn: US-Geheimdienstdirektor James Clapper (75) und die Chefs von CIA und FBI legten dem künftigen amerikanischen Präsidenten einen geheimen Bericht vor. Weit reisen musste Trump dafür nicht, er bestellte das Trio kurzerhand zum Rapport in seinen Tower.
Vorausgegangen war dem Termin mal wieder eine trumpsche Schimpftirade via Twitter: Die plötzliche Verschiebung des ursprünglich auf Dienstag angesetzten Treffens mit seinen Geheimdienstleuten kommentierte er mit «sehr merkwürdig» und legte süffisant nahe, die Geheimdienste müssten die Vorwürfe gegen Russland wohl erst noch konstruieren.
Geheimdienstchef sicher: Russen fuhren grosse Kampagne
Dabei hatte Geheimdienstchef Clapper zur Sicherheit schon im Vorfeld konkretisiert, dass Russland versucht habe, die US-Wahlen zugunsten von Trump zu beeinflussen: «Hackerangriffe waren nur ein Teil der Kampagne, die auch mit klassischer Propaganda, Desinformation und Fake News gearbeitet hat.»
Demnach hätten die Geheimdienste die Akteure identifiziert, die die gehackten E-Mails an Wikileaks übergaben. Zudem sollen sich hohe Kreml-Beamte mit Kenntnis von den russischen Hackerangriffen nach der Wahl von Trump offenbar zu einem «geopolitischen Gewinn» gratuliert haben. Die neuen Erkenntnisse stammen anscheinend aus der Abhörung von Gesprächen zwischen russischen Regierungsvertretern und russischen Agenten in den USA.
Trump verhöhnt seine eigenen Geheimdienste
Während Trumps Parteikollegen nun Strafen und Abschreckung für Russland fordern, verhöhnt der designierte Präsident seine Geheimdienste lieber öffentlich. Geheimdienstdirektor Clapper hat Trump deshalb daran erinnert: «Es gibt einen Unterschied zwischen gesunder Skepsis und Geringschätzung.» Es scheint, als könne Trump die Kratzer am Glanz seines Erfolgs nur schwer ertragen. Was aber auch klar ist: Ein nächtlicher Tweet reicht Trump, um seine bisherige Meinung fast vergessen zu machen.