Wladimir Putin (71) hat sich einem Interview mit dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson (54) gestellt. Der rechte US-Talkmaster, der für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt ist, veröffentlichte am Dienstag auf X ein Video, in dem er die Hintergründe für sein Vorhaben erklärt. Im Hintergrund leuchtet die Moskauer Skyline. Am Mittwoch hat nun auch Kreml-Sprecher Dimitri Peskow das Interview bestätigt. Es werde veröffentlicht, wenn der Journalist selbst bereit ist, teilte Peskow mit.
«Die meisten Amerikaner sind nicht informiert, sie haben keine Ahnung, was in dieser Region passiert, hier in Russland oder in der Ukraine», behauptet Carlson einleitend. Daran wolle er etwas ändern.
Selenski als «neue Verbrauchermarke propagiert».
Carlson erklärt, dass der Krieg die «globalen Militär- und Handelsbündnisse» stark verändert habe. Dadurch würde die globale Wirtschaftsordnung «sehr schnell» zerfallen – samt Dominanz des US-Dollars. Dem Grossteil der englischsprachigen Welt sei dies aber nicht bewusst. «Sie denken, dass sich nichts geändert hat. Und zwar, weil ihnen niemand die Wahrheit gesagt hat. Ihre Medien sind korrupt. Sie belügen ihre Leser und Zuschauer».
Insbesondere Interviews mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodmir Selenski (46) seien beispielhaft dafür. Carlson nennt sie «kriecherische Aufmunterungssitzungen» und «Regierungspropaganda». Politiker und Medien hätten den ukrainischen Präsidenten als «eine neue Verbrauchermarke propagiert».
Peskow: «Seine Position ist keineswegs pro-russisch, sie ist eher pro-amerikanisch»
Mit Putin habe hingegen keiner gesprochen. «Die meisten Amerikaner haben keine Ahnung, warum Putin in die Ukraine einmarschierte oder welche Ziele er jetzt verfolgt. Sie haben seine Stimme noch nie gehört. Das ist falsch.» Die US-Bevölkerung habe stattdessen das Recht, so viel über den Krieg zu wissen. Auch, wenn die US-Regierung dies laut Carlson verhindern will.
Peskow hat sich noch nicht zu den Einzelheiten des Interviews geäussert. Er sagte lediglich: «Carlson vertritt eine Position, die sich von den anderen unterscheidet. Sie ist in keiner Weise pro-russisch, sie ist nicht pro-ukrainisch, sie ist eher pro-amerikanisch», betonte der Pressesprecher des russischen Präsidenten. «Aber zumindest unterscheidet sie sich kontrastartig von der Position traditioneller angelsächsischer Medien.»
Deshalb will Putin nicht mit anderen Medien reden
Ausserdem verriet Peskow, dass Putin sehr wohl zahlreiche Anfragen von anderen westlichen Journalisten erhalten habe. «Das sind grosse Online-Medien, traditionelle Fernsehsender, grosse Zeitungen. Aber alles Medien, die eine rein einseitige Haltung einnehmen. Natürlich gibt es keinen Wunsch, mit solchen Medien zu sprechen, und es hat auch kaum einen Sinn, kaum einen Nutzen.»
Carlson wurde im vergangenen Jahr von Fox News gefeuert, ohne dass Gründe genannt wurden. Der Talkmaster moderierte dort jahrelang eine quotenstarke Abendsendung. Diese nutzte er, um Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zu verbreiten, darunter auch über die Schweiz. Kurz danach startete er eine eigene Show auf X. (mrs/ene)