Die Festnahme von Fuentes Knight, der unter Colom Finanzminister war, ist nach Berichten über Prostitution und sexuelle Übergriffe bei Oxfam ein weiterer Schlag für die Hilfsorganisation.
Oxfam wird seit Tagen von einem Skandal um Sexorgien mit Prostituierten in Haiti und dem Tschad erschüttert. Zudem soll es Fälle von Vergewaltigungen und versuchten Vergewaltigungen im Südsudan gegeben haben. Am Montag trat Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence zurück. Die britische Schauspielerin Minnie Driver legte ihre Tätigkeit als Oxfam-Botschafterin nieder.
Eine frühere Oxfam-Managerin warf leitenden Mitarbeitern der Hilfsorganisation am Dienstag vor, nicht auf eine Umfrage reagiert zu haben, die eine «Kultur sexuellen Missbrauchs» in einigen Oxfam-Büros aufgedeckt hatte.
Coloms Regierung wird im Zusammenhang mit der Anschaffung von hunderten Bussen für Guatemala-Stadt im Jahr 2009 Betrug und Unterschlagung vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft waren die Rechnungen für die Busse, die bei vier Unternehmen in Auftrag gegeben wurden, viel zu hoch.
Der Ex-Präsident, der von 2008 bis 2012 Präsident von Guatemala war, zeigte sich bei der Festnahme von seiner Unschuld überzeugt. Er sei sicher, dass seine Regierung korrekt gehandelt habe, sagte Colom. Insgesamt wurden neun seiner 13 Regierungsmitglieder festgenommen, darunter auch die früheren Minister für Bildung, Verteidigung, Arbeit und Gesundheit.
Oxfam hob hervor, dass die Vorwürfe gegen Fuentes Knight nicht in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für die Hilfsorganisation stünden. Der Ex-Politiker sei noch am Dienstag von seinem Posten als Verwaltungsratschef von Oxfam International zurückgetreten, erklärte ein Sprecher der NGO in Berlin.
Nach Angaben von Oxfam wurden die Ermittlungen gegen Fuentes Knight nach dessen Ernennung zum Verwaltungsratsvorsitzenden eingeleitet. Fuentes Knight habe sich dabei «vollkommen transparent gegenüber Verwaltungsrat und Oxfam-Führung verhalten». Oxfam International ist der Dachverband für 20 nationale und regionale Hilfsorganisationen.
Die britische Entwicklungsministerin Penny Mordaunt erhöhte am Mittwoch den Druck auf Oxfam und andere Hilfsorganisationen. Sie drohte ihnen mit dem Ende der Zusammenarbeit, falls sie Missbrauchsfälle vertuschen sollten.
«Nur wenn jeder gravierende Vorfall und Vorwurf gemeldet wird, unabhängig davon, wie sehr er dem Ansehen schadet, können wir Partner sein», sagte Mordaunt nach Angaben ihres Ministeriums bei einer Konferenz in Stockholm. Von den Führungskräften erwarte sie absolute Transparenz und «moralische Autorität». Im vergangenen Jahr hatte Oxfam von der britischen Regierung knapp 32 Millionen Pfund (41,5 Millionen Franken) erhalten.