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Grosse Polizeipräsenz
Tausende beteiligen sich an Uni- und Schulboykott in Hongkong

In Hongkong hat es erneut Massenkundgebungen gegen die Regierung gegeben, getragen allem von Studenten und Schülern. Schwarzgekleidete Demonstranten blockierten im morgendlichen Berufsverkehr die Türen zahlreicher U-Bahnen und hielten sie so von der Weiterfahrt ab.
Publiziert: 02.09.2019 um 15:25 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2019 um 15:26 Uhr
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Am Montag (2. September) kam es in Hongkong wieder zu massiven Protesten.
Foto: AFP

Dies führte zu erheblichen Verspätungen. Das Hongkonger U-Bahn-Netz wird täglich von Millionen Fahrgästen genutzt.

Der Studentenstreik begann am ersten Tag nach den Hochschulferien. «Ich glaube nicht, dass wir etwas verpassen», sagte der 19-jährige Student Tommy. Der Streik sei «auch eine Form des Lernens». Die 17-jährige Schülerin Wong erklärte, die Jugendlichen seien «die Zukunft der Stadt», die Schüler müssten «Verantwortung übernehmen», um die Stadt zu «retten».

Es herrschte eine starke Polizeipräsenz im dicht verzweigten Transportsystem der asiatischen Millionenmetropole, die ursprünglich geplante grössere Störaktionen durch Aktivisten verhinderte.

Schwere Zusammenstösse mit der Polizei

An den Schulen bildeten Schüler lange Menschenketten. Einige trugen Gasmasken, Helme und Schutzbrillen, mit denen sich die Hongkonger Demokratie-Aktivisten vor dem Tränengas der Polizei schützen. Ein Aufruf zum Generalstreik wurde dagegen kaum beachtet.

Die neue Protestaktionen am Montag folgten auf ein von schweren Zusammenstössen geprägtes Wochenende. Am Samstag war eine Kundgebung eskaliert, als einige Demonstranten auf einer Hauptverkehrsstrasse nahe dem Hongkonger Polizeihauptquartier eine Barrikade in Brand setzten. Die Polizei setzte Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer mit blauer Farbe gegen die Demonstranten ein.

Kein Generalstreik in Hongkong

Am Sonntag belagerten Aktivisten erneut den Hongkonger Flughafen und blockierten mehrere Zufahrtswege. Mindestens ein dutzend Flüge wurden gestrichen.

Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific warnte ihre Mitarbeiter am Montag davor, dem Aufruf zum Generalstreik zu folgen. Ein Generalstreik am 5. August, bei dem das Leben in der ansonsten emsigen Metropole nahezu zum Stillstand gekommen war, war von der Gewerkschaft der Flugbegleiter unterstützt worden. Cathay Pacific hat seither mindestens vier Mitarbeitern gekündigt, die die Protestbewegung unterstützten.

Warnungen aus Peking und Hongkong

Hongkongs für Sicherheit zuständiger Mnister John Lee Ka Chiu sagte, die chinesische Sonderverwaltungszone sei «nahezu ausser Kontrolle». «Ich rufe die Allgemeinheit auf, Gewalt abzulehnen», sagte er. Die Gesellschaft müsse «intakt» gehalten, die «Herrschaft des Rechts» gewährleistet werden.

Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums betonte, dass Peking die Polizei in Hongkong bei der Bekämpfung von Gewalt und Chaos unterstütze, um die Ordnung wieder herzustellen. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Warnung hiess es, die Demonstranten sollten «niemals die Entschlossenheit der Zentralregierung falsch einschätzen». Die Proteste stünden vor dem Aus.

Hongkongs Bildungsminister Kevin Yeung sagte, Schulen seien kein Ort, um «politische Forderungen zu stellen» oder die Regierung unter Druck zu setzen. China ist bestrebt, die Demonstrationen vor dem 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober unter Kontrolle zu bringen.

Festnahmen bei Ausschreitungen

Bei den Zusammenstössen am Wochenende wurden 63 Personen festgenommen, darunter ein 13-Jähriger mit zwei Brandsätzen. Seit Juni wurden mehr als 900 Teilnehmer der Proteste festgenommen.

«Ich muss hervorheben, dass Benzinbomben sehr gefährlich sind», sagte Chefinspektor Yeung San-pong. Gerade wenn sie in der U-Bahn-Station oder in Zügen eingesetzt würden, seien sie eine grosse Gefahr.

Demonstranten wollen Parlament stürmen
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Proteste in Hongkong:Demonstranten wollen Parlament stürmen

Wochenlange Proteste für mehr Demokratie

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massenproteste für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die Demonstranten fürchten eine zunehmende Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festland-China grösseren bürgerlichen Freiheiten. Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie in ihrem eigenen Territorium nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» autonom regiert. Die sieben Millionen Einwohner stehen unter Chinas Souveränität, geniessen aber - anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik - mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Als die Proteste in Hongkong Anfang Juni einsetzten, richteten sie sich zunächst vor allem gegen eine Gesetzesvorlage, nach der Auslieferungen von Hongkong an Festland-China ermöglicht werden sollten. Inzwischen haben sich allgemeine Forderungen nach demokratischen Reformen und nach einem Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam hinzugesellt. (SDA)

Massenproteste in Hongkong

Seit Monaten ziehen sich die Proteste in Hongkong hin. Hunderte regierungskritische Demonstranten blockieren unter anderem Flughäfen, U-Bahn und marschieren durch die Strassen. Die Polizei greift zu brutalen Mitteln, um sie zu stoppen. BLICK hält Sie im Newsticker auf dem laufenden.

Seit Monaten ziehen sich die Proteste in Hongkong hin. Hunderte regierungskritische Demonstranten blockieren unter anderem Flughäfen, U-Bahn und marschieren durch die Strassen. Die Polizei greift zu brutalen Mitteln, um sie zu stoppen. BLICK hält Sie im Newsticker auf dem laufenden.

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