Austerity: Das Zeitalter des grossen Sparens läutete Premierminister David Cameron (48) im Jahr 2010 ein. Er stutzte den Sozialstaat, um Schulden abzubauen. Heute wächst die Wirtschaft wieder. Aber auch die Kluft zwischen Arm und Reich.
Brexit: Ob die Briten künftig in der EU bleiben oder nicht, diese Wahl gibt die Richtung vor. Cameron hat im Falle seines Sieges eine Volksabstimmung über den «Exit» aus der EU versprochen. Labour-Herausforderer Ed Miliband (45) will diese Abstimmung nicht.
Cuts: Cameron will im Sozialwesen weiter radikal Milliarden sparen. Bereits jetzt bezieht eine Million Briten Lebensmittelspenden.
David Cameron: Der aktuelle Premier wirkt im Wahlkampf verunsichert, planlos, wenig ehrgeizig. Er sagt, dank seiner Sparpolitik sei die britische Wirtschaft nach der schweren Rezession wieder in Schwung gekommen, lägen Arbeitslosigkeit und Inflation niedrig.
Ed Miliband: der Herausforderer von der Labour-Partei. Lange als sozialistische Witzfigur verlacht, die wirke wie eine Knetfigur aus den Trickfilmen «Wallace und Gromit». Im Wahlkampf gewann er an Format. Er hat bessere Chancen, die notwendigen Partner für eine Regierung zu finden. Labour hat er nach links gerichtet, er ist für Europa und will weitersparen, wenn auch weniger stark.
First Past the Post: 650 Sitze hat das britische Unterhaus. Einen Sitz gewinnt, wer in seinem Wahlkreis die meisten Stimmen hat. Das System gilt als unzeitgemäss und ungerecht, weil es grosse Parteien begünstigt.
Grüne: Sie liegen in den Umfragen bei fünf Prozent. Mehr als ein Sitz wäre eine Sensation.
Housing Crisis: Die Immobilienpreise steigen vor allem in London wegen reicher Zuwanderer. Die häuserliebenden Briten können sich oft kein Eigenheim mehr leisten.
Immigration: Mit dem Thema Einwanderung ging die rechtspopulistische UK Independence Party (UKIP) auf Stimmenfang – und schüchterte Cameron ein. Der wollte die Einwanderung reduzieren. Aber sie hat weiter zugenommen.
Junge Wähler: Viele sehen sich von den Politikern nicht vertreten und bleiben der Urne fern.
Koalition: Wird auf der Insel zur neuen Normalität. Jahrzehntelang waren entweder Tories oder Labour an der Macht. Doch sie erreichen keine absolute Mehrheit mehr, um im Parlament alleine zu regieren. Enttäuschte Wähler wenden sich Kleinparteien zu. Die werden nun zum Königsmacher. Wer mit wem koaliert, ist völlig offen.
Liberal Democrats: die grossen Verlierer. Sie stürzten in den Umfragen auf unter 30 Sitze ab. Zu wenig, um wie bisher eine Regierung mit Cameron zu bilden.
Mehrheit: Weder Labour noch Tories werden sie erreichen. Beide kommen in den Prognosen auf weniger als 280 Sitze. Um alleine zu regieren, wären 326 der 650 Sitze nötig.
Nationalismus: Bricht das Königreich auseinander? Die Schottische Nationalpartei (SNP) will die Unabhängigkeit – und könnte drittstärkste Kraft werden. Das zerfallene Empire richtet den Blick nach innen: Das Königreich schottet sich ab.
Old Boys Club: Herrschende Klasse von Profi-Politikern aus Elite-Universitäten wie Oxford oder Cambridge, die sich gegenseitig an die Macht hieven. Cameron und Miliband gehören dazu.
Pint: Ein Glas mit Ale in der Hand ist das liebste Requisit im Wahlkampf des UKIP-Chefs Nigel Farage (51). Er will zeigen: Ich bin ein Mann des Volks. Und kein Old Boy.
Queen: Sie hat das Recht, zu wählen. Das gilt jedoch als verfassungswidrig – obwohl die Briten keine Verfassung haben. Very British.
Royal Baby: Die kleine Prinzessin sorgt für mehr Aufregung als die Wahlen.
SNP: Die Scottish National Party wird zum Zünglein an der Waage. Sie bot sich als Koalitionspartner für Labour an. Davon will Miliband aber partout nichts wissen.
Tony Blair: Der Ex-Premier wirft wegen des Irak-Kreuzzugs an der Seite von George Bush noch immer Schatten über Labour. Miliband will sich in der Welt wieder mehr einmischen – aber nur mit Verbündeten.
UKIP: Die Rechtspopulisten punkteten mit Stimmungsmache gegen EU und Einwanderung, stolperten aber immer wieder über Skandale. In den Umfragen liegen sie bei 13 Prozent. Mehr als eine Handvoll Sitze sind wohl nicht drin.
Versprechen: Jede Partei hat ein politisches Manifest, an dem die Wähler sie in den nächsten Jahren messen sollen.
Wirtschaft: Sie dominiert den Wahlkampf. Dank seiner Sparpolitik floriere sie, sagt Cameron. Miliband kritisiert, das geschehe auf Kosten der sozial Schwächeren.
X: die Minderheit. Nur 26 Prozent der 3791 Kandidaten sind Frauen.
Yes, we can? No way. Von einer Euphorie wie bei den US-Wahlen 2008 ist nichts zu spüren. Weil klare Mehrheiten für eine Regierung fehlen, droht lähmendes Koalitionschaos.
Ze Germans: Die Deutschen haben in der EU-Aussenpolitik die Führungsrolle von den Briten übernommen. Barack Obama (53) ruft Angela Merkel (60) an – und nicht Cameron. l