Grossbritannien unter Schock
261 Promis in Pädo-Skandal verwickelt!

Zahlreiche Missbrauchs-Skandale sorgten in der Vergangenheit in Grossbritannien für Schlagzeilen. Nun wird das Ausmass der Katastrophe bekannt: Landesweit wird gegen über 1400 Personen ermittelt – fast jeder fünfte davon ist ein Promi.
Publiziert: 20.05.2015 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:43 Uhr
BBC-Moderator Jimmy Savile (†84) soll Hunderte Kinder, junge Erwachsene und Sterbende missbraucht haben.
Foto: Keystone

Mindestens 370 Kinder wurden in der Grafschaft Oxfordshire westlich von London zwischen 1999 und 2014 sexuell missbraucht. Die Pädophilen machten die Kinder, eine Mehrheit Mädchen, mit Geschenken gefügig. Dann vergewaltigten sie sie – in einem Gästehaus, auf Hinterhöfen von Kirchen, in Parks.

Der Fall ist vergangenen März publik geworden und erschütterte Grossbritannien. Denn obwohl einige Opfer der Polizei die Missbräuche gemeldet hatten, ist lange überhaupt nichts passiert. Erst 2011 wurden Ermittlungen eingeleitet.

Zudem ist es längst nicht der erste Missbrauchs-Skandal im britischen Königreich. Vor knapp einem Jahr hat der nationale Rat der Polizeidirektoren (NPCC) begonnen, alle der Polizei bekannten Fälle von Kindsmissbrauch in der Vergangenheit zu sammeln und die Ermittlungen zu koordinieren. Heute nun veröffentlichte die Organisation erstmals Zahlen, die das Ausmass des Skandals zeigen.

Ermittlungen gegen 261 Promis

Demnach laufen in Grossbritannien gegen 1433 Personen Ermittlungen wegen Kindsmissbrauchs – gezählt wurden nur diejenigen Fälle, in denen schon seit mindestens einem Jahr ermittelt wird. 261 der Verdächtigten sind Prominente. 135 stammen laut der Polizei aus dem TV-, Film- oder Radio-Business, 76 sind Politiker, 43 kommen aus der Musikindustrie und 7 aus der Welt des Sports.

261 der Beschuldigten sind bereits gestorben. So zum Beispiel Jimmy Savile (†84), früher BBC-Moderator und DJ. Die TV-Grösse soll Hunderte Kinder, junge Erwachsene und Sterbende missbraucht und Tote gescjändet haben – und das über einen Zeitraum von rund 50 Jahren. Vorwürfe waren zwar bereits zu Lebzeiten des Moderators aufgekommen, Ermittlungen wurden allerdings erst 2012, ein Jahr nach dem Tod Savilles, aufgenommen.

Die öffentliche Berichterstattung über die Ermittlungen gegen Saville lösten im ganzen Land eine Welle weiterer Meldungen über Missbrauchsfälle aus. Seit 2012 habe sich die Zahl um 71 Prozent erhöht, teilte der NPCC heute mit. Bis heute seien über 113'000 Meldungen eingegangen.

Missbrauchsfälle an Schulen, in Kinderheimen und Spitälern

666 der mutmasslichen Straftäter, die der Polizei heute bekannt sind, hätten ihre Opfer «in Institutionen» missbraucht. Es handelte sich laut der Polizei vielfach um Schulen, aber auch um Kinderheime, «religiöse Institutionen» und «medizinische Einrichtungen».

Die Polizei arbeitet diese teilweise Jahrzehnte zurückliegenden Fälle nun auf – angesichts der Anzahl eine Aufgabe, die Jahre in Anspruch nehmen wird. Man müsse aufpassen, dass die Arbeit an historischen Fällen nicht dazu führe, dass keine Zeit mehr für ein wachsames Beobachten der aktuellen Situation bleibt, sagt Sheila Taylor, Vorsitzende einer nationalen Arbeitsgruppe. Schliesslich hat man lange genug weggeschaut. (lha)

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