Das geht aus einer repräsentativen Blitzumfrage unter gut 1000 Schotten im Auftrag des Senders Channel 4 hervor, die am Mittwoch nach einem wegweisenden Urteil des obersten britischen Gerichts durchgeführt wurde.
Dem Supreme Court zufolge hat das schottische Regionalparlament kein Recht, eine Volksabstimmung anzusetzen. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon erkennt die Entscheidung an, will dafür aber die nächste britische Parlamentswahl zu einem Quasi-Referendum machen und den Wahlkampf ihrer Schottischen Nationalpartei (SNP) nur mit der Unabhängigkeitsfrage bestreiten.
51 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, die SNP wählen zu wollen, wenn ihre Stimme als Mandat dafür genutzt werden könne, mit der Londoner Zentralregierung über die schottische Unabhängigkeit zu verhandeln. Rund ein Drittel will dies nicht tun.
Bei einer ähnlich gelagerten Frage gab die Hälfte der befragten Schotten (genau 50 Prozent) an, für die SNP stimmen zu wollen, wenn ein Wahlsieg der Partei dazu führen könnte, dass Schottland das Vereinigte Königreich verlasse.
Von den 1006 Befragten hatten bei der vergangenen Wahl 412 die Schottische Nationalpartei gewählt. Die Unabhängigkeitsfrage gab der Partei in der Umfrage also einen kleinen Schub. Auch die Grünen und die Splitterpartei Alba sprechen sich im schottischen Parlament für die Unabhängigkeit Schottlands aus. Die nächste britische Parlamentswahl findet voraussichtlich 2024 statt.
Bei einer ersten Volksabstimmung 2014 hatte sich eine Mehrheit der Schotten für den Verbleib in der Union mit Grossbritannien ausgesprochen. Für London ist die Frage damit langfristig entschieden. Regierungschefin Sturgeon aber argumentiert, dass der Brexit, den die Schotten 2016 deutlich abgelehnt hatten, die Ausgangslage verändert habe. Sie will ein unabhängiges Schottland zurück in die EU führen. Im Parlament in Edinburgh sind die Unabhängigkeitsbefürworter in der Mehrheit.
(SDA)