Unterdessen sagte die US-Sängerin Ariana Grande mehrere Konzerte ihrer Tournee ab, darunter jenes in Zürich am 5. Juni.
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, sagte am Mittwoch: «Ich glaube, es ist ganz klar, dass es sich um ein Netzwerk handelt, dem wir nachgehen.»
Die Ermittler machen den 22 Jahre alten Salman Abedi für den Anschlag auf ein Popkonzert verantwortlich. Er war bei der Attacke gestorben.
Seitdem hat die Polizei in Verbindung mit dem Attentat sechs Männer festgenommen. Details zu ihnen nannte Hopkins nicht, unter den Festgenommenen sind aber nach Informationen auch der Vater und der Bruder des Attentäters in Libyen.
Der Manchester-Attentäter war nach Aussage seines in Libyen festgenommenen Bruders Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Salman Abedis Bruder räumte nach einer Erklärung der libyschen Spezialkräfte zudem ein, mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut gewesen zu sein. Er habe ausgesagt, während der Vorbereitungen in Grossbritannien gewesen zu sein. Mitte April sei er ausgereist, danach aber mit seinem Bruder in ständigem Kontakt gewesen.
Der Brite libyscher Herkunft habe sich «nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert», sagte der französische Innenminister Gérard Collomb dem Sender BFMTV. Verbindungen zum IS seien «erwiesen».
Der Selbstmordattentäter war dem britischen Geheimdienst bekannt, wie Innenministerin Amber Rudd sagte. Medienberichten zufolge war Abedi ein Sohn libyscher Flüchtlinge. Er sei 1994 in Manchester geboren worden und habe in der nordenglischen Stadt studiert.
Seine Familie soll sehr religiös gewesen sein und sich in einer Moschee der Stadt engagiert haben. Einige Familienmitglieder sollen kürzlich nach Libyen zurückgekehrt sein.
Abedi hatte am Montagabend mit einem selbstgebauten Sprengsatz 22 Menschen, darunter eine Polizistin, mit in den Tod gerissen. Dutzende wurden verletzt, unter den Toten sind viele Kinder und Jugendliche. Das bisher jüngste bekannte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen.
Ob es Schweizer Opfer gab, ist nicht bekannt. Dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) lagen dazu jedenfalls am Mittwoch keine Hinweise vor, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda hiess.
Der Chef der Gesundheitsbehörde des Grossraums Manchester, Jon Rouse, sagte, insgesamt würden noch 64 Verletze behandelt. Am zweiten Tag nach dem Anschlag waren noch 20 Menschen in kritischem Zustand. Einem Arzt zufolge enthielt die Bombe Nägel. Etliche Opfer hätten auch Schädel-Hirn-Verletzungen.
Grossbritannien rief nach dem Angriff auf das Konzert der US-Sängerin Ariana Grande erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe aus. Die Polizei erhält nun Hilfe vom Militär.
Innenministerin Rudd zufolge werden 3800 Soldaten eingesetzt, um Polizisten zu entlasten, damit diese Kontrollgänge machen und ermitteln können. In London wurden zunächst knapp 1000 Soldaten auf die Strassen geschickt. Der Wachwechsel vor dem Buckingham-Palast in London wurde für Mittwoch abgesagt, um Personal für anderen Aufgaben freizustellen.
Der Chef der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, sagte, die Entscheidung, die Warnstufe zu erhöhen, sei eine Vorsichtsmassnahme. Er hoffe, dieses Niveau werde wie in der Vergangenheit nicht für eine längere Zeit beibehalten.
Der Anschlag vom Montag war der schwerste in Grossbritannien seit 2005, als Attentäter in der Londoner U-Bahn und in einem Bus insgesamt 56 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt hatten.
Nach der Attacke von Manchester verkürzt die britische Premierministerin ihre Reise zum G7-Gipfel in Italien. May werde nach einem «verkürzten Programm» voraussichtlich schon am Freitagabend zurück nach Grossbritannien reisen, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter am Mittwoch. Zur Begründung verwies er auf die aktuelle Situation und die nach dem Anschlag von May ausgerufene höchste Terrorwarnstufe in Grossbritannien.