Grossbritannien
Labour-Chef Jeremy Corbyn mit grosser Mehrheit im Amt bestätigt

Hamburg – Der Vorsitzende der britischen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, ist bei einer Urwahl mit grosser Mehrheit im Amt bestätigt worden. Der Politiker des linken Parteiflügels erhielt 61,8 Prozent der Stimmen, wie die Partei bei ihrem Parteitag in Liverpool mitteilte.
Publiziert: 24.09.2016 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:00 Uhr
Labour-Chef Jeremy Corbyn hat den Machtkampf gewonnen. Eine Mehrheit seiner Partei stimmte bei einer Urwahl für ihn. (Archiv)
Foto: Keystone/EPA/WILL OLIVER

Der 67-jährige Corbyn konnte sein Ergebnis im Vergleich zu seiner ersten Wahl im September 2015 noch einmal steigern. Damals hatte er überraschend 59,5 Prozent erhalten. Bei der jüngsten Wahl kam sein einziger Herausforderer Owen Smith lediglich auf 38,2 Prozent. Die rund 550'000 Labour-Mitglieder waren aufgerufen gewesen, bis Mitte der Woche ihre Stimme abzugeben.

Corbyn rief die Partei nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zur Einheit auf. «Wir haben viel mehr gemeinsam, als uns trennt», sagte der Politikveteran am Samstag unter dem donnernden Applaus der Delegierten in Liverpool. «Arbeiten wir gemeinsam für einen echten Wandel.»

Die Partei sollte einen Schlussstrich unter den Streit der vergangenen Monate ziehen, sagte Corbyn, der seit 1983 für Labour im Abgeordnetenhaus sitzt, doch in der Fraktion unbeliebt ist.

Die Urwahl war angesetzt geworden, um einen Ausweg aus der seit Monaten anhaltenden Führungskrise zu finden, welche die 116 Jahre alte Partei in ihren Grundfesten erschüttert hat. Corbyn ist an der Basis und bei den Gewerkschaften beliebt, in der Fraktion aber wegen seiner linken Ansichten umstritten. Viele Abgeordnete fürchten, dass Labour mit Corbyn an der Spitze nicht an die Macht zurückkehren könne.

Die Moderaten warfen Corbyn zudem vor, sich vor dem Brexit-Referendum Ende Juni nicht entschieden genug für den Verbleib Grossbritanniens in der EU eingesetzt zu haben. Eine breite Mehrheit der Parlamentarier im Unterhaus startete deshalb eine «Palastrevolte» und sprach Corbyn das Misstrauen aus. Dutzende Schattenminister liefen Corbyn davon.

Die Wiederwahl Corbyns hatte einen deutlichen Linksschwenk der Partei und eine Abkehr vom Zentrumskurs ihres heute umstrittenen früheren Vorsitzenden Tony Blair markiert. Der Erfolg Corbyns ist nicht zuletzt den 300'000 Mitgliedern zu verdanken, die seit vergangenem Jahr der Partei beitraten. Damit hat sich die Mitgliederzahl von Labour praktisch verdoppelt, so dass sie zur grössten Partei Europas geworden ist.

Es ist offen, ob sich die Gegner Corbyns nach seiner Wiederwahl nun hinter ihn stellen werden. Während einige Rebellen bereits ein Einlenken signalisierten, machen die erbitterten Auseinandersetzungen der vergangenen Monate eine schnelle Versöhnung unwahrscheinlich.

Zwar schliessen viele Beobachter eine Spaltung der Partei aus, doch dürfte der Konflikt zwischen Corbyn und der Fraktion die Partei weiter belasten.

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