Auf einem auf Instagram verbreiteten knapp einminütigem Video soll Banksy sogar selbst zu sehen sein - mit Maske, weissem Schutzanzug, blauen Gummi-Handschuhen und einer orangefarbenen Warnweste. Bis Mittwochvormittag wurde es schon mehr als drei Millionen Mal angeschaut. In der Metro sind die Bilder nicht mehr zu sehen - die Verkehrsbehörde hat sie wegwischen lassen.
Anti-Graffiti-Politik
«In diesem speziellen Fall wurde das Kunstwerk vor einigen Tagen wegen unserer strengen Anti-Graffiti-Politik beseitigt», gestand ein Sprecher der Verkehrsbehörde ein. Man wolle aber Banksy die Chance geben, ein neues Werk an einem «angemessenen Ort» zu erschaffen.
Werbung für die Maskenpflicht
Auf dem Video ist zu sehen, wie der Künstler mit Hilfe von Schablonen Ratten auf die inneren Wände und Fenster der Waggons malt. Ein Tier segelt zum Beispiel mit einem Mundschutz als Fallschirm herab, ein anderes - ohne Maske - niest viel Farbe an ein Fenster. Für seine Bilder benutzte Banksy auch Spraydosen und ein Drucksprühgerät. Passagiere erkennen den Künstler in der U-Bahn nicht, weil sie ihn wohl für einen Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe halten.
Zum Schluss des Videos spielt der Künstler auf den Hit «Tubthumping» der Band Chumbawamba an, in dem es unter anderem heisst: «I get up again» (etwa: Ich stehe wieder auf). Als Kommentar hinterliess Banksy auf Instagram: «Wenn du keine Maske trägst, kapierst du es nicht.»
Maskenpflicht in Grossbritannien
Die britische Regierung hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass vom 24. Juli an eine Maskenpflicht in Supermärkten und anderen Geschäften in England gilt. Jeder Landesteil in Grossbritannien entscheidet über seine eigenen Pandemie-Massnahmen. Eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde im Juni in England eingeführt.
Banksy thematisiert Pandemie
Banksy hat schon mehrmals die Pandemie in seinen Werken thematisiert. Mit einem grossen Gemälde bedankte er sich im Mai in einer Klinik in Southampton bei den Helden der Corona-Krise. Das auf seinem Instagram-Account veröffentlichte Bild zeigt einen Jungen, der kniet und eine Krankenschwester-Puppe in seiner Hand durch die Luft schweben lässt. Sie streckt wie Superman ihre Hand aus - und trägt Gesichtsmaske, Umhang und eine Schürze mit rotem Kreuz. Der Künstler hinterliess ausser seinem Bild auch einen Zettel, auf dem stand: «Danke für alles, was Sie tun. Ich hoffe, dies erhellt den Ort ein wenig.»
Kunst aus dem Home Office
Vor etwa zwölf Wochen veröffentlichte Banksy auf Instagram erstmals ein Werk aus dem Home Office während der Pandemie. Er hatte in seinem Badezimmer mehrere Ratten an die Wand gemalt. Die herumstehenden Gegenstände waren so arrangiert, dass es so aussah, als hätten die Nager die Unordnung verursacht. Darunter schrieb der Künstler: «Meine Frau hasst es, wenn ich von zu Hause aus arbeite.»
Wer ist Banksy?
Banksys Identität gibt Rätsel auf. Bekannt ist, dass er aus Bristol stammt und Ende der 90er Jahre nach London kam. Einen Namen machte er sich mit gesellschaftskritischen und meist kontroversen Motiven, beispielsweise zu Flüchtlingen oder Konsumverhalten.
Seine Werke tauchen auch in anderen Ländern auf. Derzeit macht Banksy in Italien Schlagzeilen - allerdings in einem Kunstkrimi. Italien gab am Dienstag die sogenannte Banksy-Tür, die 2019 aus der Pariser Konzerthalle Bataclan gestohlen wurde, an Frankreich zurück. Auf der Tür ist eine traurige Frau mit Schleier zu sehen. Im vergangenen Monat hatten Ermittler das Kunstwerk in Italien aufgespürt.
Im Bataclan waren am 13. November 2015 bei einem Terroranschlag 90 Menschen getötet worden. Das düstere Bild der Frau war danach auf der Aussentür aufgetaucht. Es soll ein Tribut Banksys an die Opfer sein.
Kritik am Kunstmarkt
Besonders grosses Aufsehen erregte er 2018 mit einer Aktion bei Sotheby's. Das Bild «Girl with a Balloon» war für knapp 1,2 Millionen Euro versteigert worden. Kurz nachdem der Hammer fiel, lief es zum Erstaunen der Teilnehmer durch einen im Rahmen verborgenen Schredder - übrig blieb der obere Teil des Bildes, der Rest hing in Streifen herunter. Banksy stellte die Aktion auf Instagram als Kritik am Kunstmarkt dar. Die Käuferin nahm das geschredderte Bild an. (SDA)