Der Terrorverdächtige Daniel Abed Khalife (21) war aus einem Gefängnis der britischen Hauptstadt London ausgebrochen. Wie Scotland Yard am Mittwoch mitteilte, sass er im Wandsworth Gefängnis in U-Haft. Ihm soll wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit Terrorismus und Geheimnisverrats Mitte November ein sechswöchiger Prozess gemacht werden. Medienberichten zufolge gehörte Khalife der Armee «Royal Signals» an. Er soll Bombenattrappen auf einem Militärstützpunkt platziert haben, weist die Vorwürfe jedoch zurück.
Nach tagelanger Fahndung hat die britische Polizei den Mann nun festgenommen. Beamte konnten ihn demnach am Samstag um kurz vor 11 Uhr (Ortszeit) im Londoner Stadtteil Chiswick ergreifen, wie die Metropolitan Police mitteilte. Die Polizei hatte ihre Suche zuvor auf den wohlhabenden Stadtteil im Südwesten der Hauptstadt konzentriert, nachdem es dort Berichte über Sichtungen des Ex-Soldaten gegeben hatte.
Wie die «Daily Mail» unter Berufung auf die Metropolitain Poilice berichtet, wurde Khalife wegen seiner Flucht aus dem Gefängnis angeklagt. Er soll am Montagmorgen nach einer Massendurchsuchung vor dem Westminster Magistrates' Court in London erscheinen.
Mit der Festnahme endet eine grossangelegte Fahndung, an der rund 150 Beamte beteiligt waren. Auch an Häfen und Flughäfen wurden die Sicherheitschecks erheblich verschärft.
Unter Lieferwagen versteckt
Khalifes Flucht war simpel und filmreif zugleich. Sie gelang ihm am Mittwochmorgen gegen 7.30 Uhr, als er in der Gefängnisküche arbeite. Wie «Daily Mail» schreibt, soll er sich aus der Küche geschlichen haben, nachdem er gesagt hatte, er würde einen Lieferwagen entladen, der Lebensmittel und Vorräte brachte. Doch er kehrte nie zurück.
Der Mann versteckte sich stattdessen unter dem Lieferwagen und befestigte sich höchstwahrscheinlich mit einer selbstgebauten Schlinge an der Unterseite. So wurde er aus dem Gefängnis hinaus kutschiert – ohne, dass ihn jemand bemerkte. Nachdem sein Verschwinden rund 20 Minuten später auffiel und der Alarm ausgelöst wurde, kontrollierte die Polizei den Wagen, doch Khalife war schon weg. Der Lenker des Lastwagens steht derzeitig nicht unter Verdacht, ihm geholfen zu haben.
Harsche Kritik gegen das Gefängnis
Unter Kritik steht hingegen das Gefängnis, das für seine schlechten Bedingungen bekannt ist. 1965 kam es bereits zu einem Ausbruch. Wie die Daily Mail unter Berufung auf Insider schreibt, hätte der Lastwagen bei der Ausfahrt mit einem Spiegel überprüft werden müssen. Wäre das der Fall gewesen, hätte man Khalife aber höchstwahrscheinlich entdeckt.
Chris Atkins, Autor und ehemaliger Insasse von Wandsworth, ist wenig verwundert. Er sagt, das Gefängnis sei «dysfunktional in epischem Ausmass». Gegenüber «MailOnline» erklärte er, dass die Tore in Wandsworth von zivilem Personal anstatt Gefängnisbeamten bewacht werden. Dies sei «billiger». Zudem sei das Gefängnispersonal gänzlich überfordert – und würde Häftlinge um Hilfe bitten.
Sunak bedankt sich bei Polizei
Premierminister Rishi Sunak zeigte sich zufrieden mit dem Fahndungserfolg. Er danke der Polizei und der Öffentlichkeit, die mit einer «enormen Zahl an Hinweisen» geholfen hätten, den Mann zu fassen, sagte der konservative Politiker vor Journalisten am Rande des G20-Gipfels in Indien. (man/SDA/bab/mrs)