Darum gehts
- Grösste Aktion gegen Kindesmissbrauch: «Kidflix»-Webseite mit Pädophilen-Netzwerk zerschlagen
- Internationale Ermittler aus 38 Ländern beteiligt, Schweizer Kantonspolizeien involviert
- 79 Personen festgenommen, 1400 Verdächtige identifiziert, 91'000 Videos sichergestellt
Die Webseite «KidFlix» – in Anlehnung an den Namen des Streaminganbieters Netflix – wurde zerschlagen. Die Pädo-Seite bot Videos mit Übergriffen auf Minderjährige nicht nur zum Kauf per Krypto-Währung und Download an, sondern auch zum Streamen. 91'000 Videos mit einer Laufzeit von insgesamt 6288 Stunden wurden sichergestellt. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Rekord-Schlag gegen Pädophile.
Was ist passiert?
Der Zugriff von Ermittlern aus 38 Ländern hat gigantische Ausmasse. Es handelt sich um die grösste Aktion gegen Kindesmissbrauch in der Geschichte von «Europol». Unter der Leitung des Bayrischen Kriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg schlugen die Ermittler zwischen dem 10. und dem 23. März 2025 zu, nachdem sie seit 2022 an den Pädokriminellen dran waren. Insgesamt gab es 79 Festnahmen – zehn davon sind Schweizer. 1400 Verdächtige wurden weltweit identifiziert. Überdies wurden Tausende elektronische Geräte beschlagnahmt. Nicht nur angeschaut und weiterverbreitet haben sollen die Festgenommenen die Pädo-Inhalte – einigen wird auch tatsächlicher Missbrauch von Kindern vorgeworfen.
Wer sind die festgenommenen Schweizer?
Die Identität der zehn Festgenommenen in der Schweiz ist nicht bekannt. An der Operation im März waren gemäss Bundesamt für Polizei Fedpol die Kantonspolizeien Aargau, Thurgau, Zürich, Bern, Basel-Landschaft, Genf und Waadt involviert.
Wie ging die Polizei vor?
Details über die Ermittlungen geben weder das Fedpol, noch die involvierten Kantonspolizeien heraus. Das Fedpol übernimmt hauptsächlich «die Koordination zwischen den Kantonen und mit ausländischen Behörden». Meldet zum Beispiel die US-Behörde NCMEC (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) einen Verdachtsfall, dann melde das Fedpol die strafrechtlich relevanten Fälle wiederum den verantwortlichen Kantonspolizeien.
Braucht die Schweiz Informationen aus dem Ausland, um Schweizer Pädophile zu fassen?
Dass die Schweiz bei internationalen Fahndungen und Ermittlungen mitmacht, wenn Täter in der Schweiz lokalisiert werden, versteht sich von selbst. Über den «Kidflix»-Fall kann Dominic Zimmerli, Medienchef der Aargauer Kantonspolizei, keine Auskunft geben, aber: «Es gibt Fälle, in denen ein Land oder eine Behörde einen Hauptverdacht hat. Mittels Rechtshilfeverfahren oder durch einen aktiven Informationsaustausch zwischen den Strafverfolgungsbehörden werden die anderen Länder informiert.» In der Schweiz selber unterhalten grössere Polizeikorps eigene Cybercrime-Einheiten. Dort gibt es Spezialisten, die sich im Internet gezielt als Minderjährige ausgeben, um den Tätern so auf die Spur zu kommen.
Warum ist der Kampf gegen Online-Pädophilie so schwierig?
Weil die Ermittlungen im Internet oft mehrere Länder zugleich tangieren. Befindet sich der Server in Land A und der Täter in Land B, macht das die Ermittlungen nicht einfacher. «Es sind sehr komplizierte Verfahren, bei denen sich mehrere Länder abstimmen müssen», sagt Zimmerli. «Jeder Schlag gegen solche Pädophilen-Ringe ist wichtig. Aber wir müssen uns auch bewusst sein, dass sich sehr viele Täter im Internet tummeln und es viele solcher Plattformen gibt.»