Grönland
Grönland wird weiter von Sozialdemokraten regiert

Nuuk – Bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Grönland haben die regierenden Sozialdemokraten ihre Vormachtstellung knapp verteidigt. Der Partei stehen in Zeiten einer Wirtschaftskrise schwierige Koalitionsverhandlungen vor.
Publiziert: 29.11.2014 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:01 Uhr

Die Siumut-Partei von Interims-Regierungschef Kim Kielsen erhielt laut Medienberichten vom Samstag 34,3 Prozent der Stimmen, ihre linksgerichteten Rivalen von der oppositionellen IA landeten bei 33,2 Prozent.

Beide kommen auf jeweils 11 der 31 Parlamentssitze, wodurch Siumut schwierige Koalitionsverhandlungen bevorstehen dürften. «Das Wahlergebnis zeigt, dass die Gesellschaft gespalten ist», sagte der Linken-Politiker Aqqaluaq Egede dem grönländischen Radio.

Als Königsmacher kommen dabei sowohl die populistische Naleraq-Partei als auch die Mitte-rechts-Demokraten infrage. Sie holten laut der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau bei der Abstimmung am Freitag jeweils knapp zwölf Prozent.

Als grösste Insel der Welt hat Grönland, das politisch zum Königreich Dänemark zählt, nur rund 57'000 Einwohner. Seit März 2013 wurde das autonome Arktisgebiet von einer Koalition aus Sozialdemokraten und Rechtsliberalen regiert.

Diese zerbrach im Oktober im Zusammenhang mit einer Spesenaffäre der sozialdemokratischen Regierungschefin Aleqa Hammond.

Im Wahlkampf ging es insbesondere um den künftigen Umgang mit vorhandenen und vermuteten Rohstoffen auf der Insel. Auch die von vielen Inselbewohnern angestrebte Unabhängigkeit von Dänemark spaltet Grönland.

Hammond hatte das Land durch die Ausbeutung der arktischen Bodenschätze finanziell unabhängig machen wollen von den Subventionen aus Dänemark. Mit jährlich 3,3 Milliarden Kronen (fast 533 Millionen Franken) steuert die ehemalige Kolonialmacht fast ein Viertel von Grönlands Budget bei.

Als besonders umstritten, weil potenziell schädlich für Grönlands einzigartige Natur, gilt der geplante Uranabbau. Hammonds Regierung hob ein Verbot der Uranförderung trotz Protesten auf, im Süden der Insel soll nun eine der weltgrössten Uranminen entstehen. Die linke IA-Partei will das unbedingt verhindern.

Siumut-Chef Kim Kielsen hatte die Regierungsgeschäfte vorübergehend von der gefallenen Hammond übernommen. Der angesehene ehemalige Polizist will Schluss machen mit Korruption und Selbstbereicherung, die Grönlands Politik seit der Teilunabhängigkeit im Jahr 1979 plagen.

Im September stellte eine parlamentarische Untersuchungskommission fest, dass Hammond für umgerechnet 17'200 Franken aus dem Staatshaushalt Flüge für Verwandte gekauft und private Hotelrechnungen für die Mini-Bar bezahlt hatte. In sozialen Online-Netzwerken artikulierte sich daraufhin wütender Protest, und in der Hauptstadt Nuuk gab es Demonstrationen, die schliesslich zu Hammonds Rücktritt führten.

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