Mardas zufolge wird allein für einen von den Nazis auferlegten Zwangskredit eine Rückzahlung von 10,3 Milliarden Euro fällig. Die restliche Summe diene zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden.
Auf die Gesamtsumme von 278,7 Milliarden Euro komme nach einer ersten Auswertung ein Parlamentsausschuss, der sich mit den Entschädigungen befasst, teilte der stellvertretende griechische Finanzminister am späten Montagabend im griechischen Parlament mit.
Zu den Reparationsforderungen gibt es bereits eine umfangreiche griechische Studie. Auf deren Grundlage prüfen der Parlamentsausschuss und der Oberste Gerichtshof des Landes zurzeit, wie mögliche Reparationsforderungen an Deutschland erhoben werden können.
Die Gesamtforderungen werden in der Studie auf eine Höhe zwischen 269 und 332 Milliarden Euro beziffert. Die deutsche Regierung sieht die Entschädigungsfrage dagegen als erledigt an. Berlin verweist auf eine Einigung von 1960 mit Griechenland und anderen betroffenen Staaten. Aus Sicht Deutschlands schliesst der 4+2-Vertrag von 1990 zudem künftige Reparationsforderungen aus.
Diese Haltung stösst jedoch auf Kritik aus dem linken Lager der Politik. Linken-Chef Bernd Riexinger rief die Bundesregierung auf, die Forderungen aus Athen nicht länger abzuweisen. «Die Zwangsanleihe, die Nazi-Deutschland Griechenland abgepresst hat, muss zurückgezahlt werden», sagte Riexinger der Nachrichtenagentur AFP.
Altkanzler Helmut Kohl habe 1990 die Rückzahlungen Deutschlands an Griechenland mit «faulen Tricks» verhindert. «Die Bundesregierung täte gut daran, mit dem zuständigen Parlamentsausschuss der griechischen Regierung zu kooperieren und sich endlich auf den Weg des Dialogs, der Verständigung und des Rechts zu begeben», erklärte der Linken-Chef.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte in der Debatte mehr «Sensibilität» von der Bundesregierung. «In Griechenland ist der Schmerz über die NS-Verbrechen viel präsenter, als sich das viele in Deutschland vorstellen», erklärte Hofreiter. Die Vergangenheit sei weder politisch noch moralisch abgeschlossen. «Deswegen liegen all jene falsch, die einen Schlussstrich fordern.»
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte im März im Parlament gesagt, mit der Bildung des Ausschusses «ehren wir alle Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nazismus (...) sowie des griechischen Widerstandes. Wir vergessen nicht, dass das deutsche Volk auch unter den Nazis gelitten hat», fügte er hinzu.