Griechen brauchen Medikamente
Nothilfe mitten in Europa

Griechenlands Lage ist prekär. Es mangelt an Lebensmittel und jetzt auch an Medikamenten. Der deutsche Pharmakonzern Fresenius hat einen Teil der Lieferungen eingestellt.
Publiziert: 08.07.2015 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:09 Uhr
Von Guido Felder

In Griechenland bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an, wie wir sie sonst nur von Ländern der Dritten Welt kennen. Die Regale in den Lebensmittelläden sind praktisch leer, in Spitälern und Apotheken fehlen wichtige Medikamente. Beim Roten Kreuz in Genf steht man für einen Hilfseinsatz in den Startlöchern!

Besonders prekär ist die Situation in den griechischen Lagern mit Flüchtlingen aus Syrien und Jemen. Die Catering-Unternehmen, die diese Lager versorgen, warten seit Monaten auf Geld. Gestern stellten sie ihre Lieferungen ein.

Kardiologe Illias Sioras, seit 28 Jahren im Evangelismos-Spital Athens tätig, sagt zur deutschen «Bild»-Zeitung: «Unsere Medikamente reichen noch etwa sechs Wochen. Es gibt schon Engpässe bei Antibiotika.» In Apotheken fehlen zudem Medikamente gegen Epilepsie und Blutgerinnung.

Gemäss der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» hat der deutsche Pharmakonzern Fresenius angekündigt, nicht mehr alle Medikamente zu liefern. Denn Fresenius hat schlechte Erfahrungen gemacht: Die Firma wurde früher mangels Geld mit Staatsanleihen bezahlt und musste sich 2010 wegen des Schuldenschnitts viel Geld ans Bein streichen.

In Genf steht die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) bereit für einen Einsatz. «Wir sind in stetem Kontakt mit dem griechischen Roten Kreuz und beobachten die Lage aufmerksam», sagt IFRC-Sprecher Benoît Carpentier. «Falls es nötig wird, starten wir eine Hilfsaktion.»

Auch der Chemiekonzern Novartis ist vorbereitet. «Unsere Priorität in dieser Krisenzeit besteht darin, für Patienten den Zugang zu wichtigen und lebensrettenden Produkten sicherzustellen», sagt Novartis-Sprecher Patrick Barth.

Die Bezahlung kommt in diesem Fall erst an zweiter Stelle. Barth: «Wir erwarten, dass die griechische Regierung und die Kostenträger ihre Verbindlichkeiten uns gegenüber honorieren und mit uns Lösungen für künftige Zahlungen erarbeiten.» Ob Novartis wie Fresenius in Griechenland noch offene Rechnungen hat, darüber gibt Patrick Barth keine Auskunft.

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