Grenze geöffnet
1500 Flüchtlinge stürmen nach Mazedonien

Mazedonien hat sich dem Flüchtlingsansturm gebeugt und seine Grenzsperre aufgegeben. Alle rund 1500 Flüchtlinge wurden am Samstagabend nicht mehr an ihrer Weiterreise Richtung Norden gehindert.
Publiziert: 22.08.2015 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:01 Uhr
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Migranten-Elend in Mazedonien: Ein kleines Mädchen versucht sich in Gevgelija vor dem Regen zu schützen. Hunderte Flüchtlinge haben heute auf ihrem Weg nach Westeuropa die Grenze gestürmt.
Foto: Reuters

Männer, Frauen und Kinder liefen am Abend ungehindert über die Grenze bei der Stadt Gevgelija, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Mazedonische Polizisten, die nach wie vor vor Ort waren, schritten nicht mehr ein.

An den mit Stacheldraht gesicherten Grenzabsperrungen hatten sich zuvor dramatische Szenen abgespielt. Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen an der bis dahin abgeriegelten Grenze hatten hunderte Flüchtlinge am Nachmittag die Grenze durchbrochen und waren auf mazedonisches Staatsgebiet gestürmt.

Die Polizei setzte wie bereits am Freitag Blendgranaten und Schlagstöcke ein, um die Menschen zurückzudrängen. Die meisten Flüchtlinge stammen aus Syrien, viele von ihnen hatten die letzte Nacht bei Regen unter freiem Himmel verbracht.

Blendgranaten und Schlagstöcke gegen Flüchtlinge

Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen und die Grenze zu Griechenland praktisch abgeriegelt, nachdem dort in den vergangenen Wochen täglich mehr als 1000 Flüchtlinge ins Land gekommen waren. Auch am Freitag setzte die Polizei Blendgranaten und Schlagstöcke gegen Flüchtlinge ein, mindestens acht Menschen wurden verletzt.

Danach wurde die Grenze für mehrere hundert «verletzliche» Flüchtlinge wie Familien mit Kindern oder schwangere Frauen geöffnet, die mit einem Zug Richtung Norden gebracht wurden. Am Samstagmorgen liess die Polizei erneut Gruppen von mehreren dutzend Menschen über die Grenze.

Migranten-Strom zieht weiter nach Serbien

Nun hat sie die Grenzsperre fallengelassen und ermöglicht damit den Flüchtlinge die Weiterreise in ein nördliches EU-Land. Ziel der meisten Migranten sind Länder wie Deutschland oder Schweden. Dazu reisen sie bevorzugt von Griechenland über Mazedonien nach Serbien.

Ungarn hat jüngst mit dem Bau eines Grenzzauns aus Stacheldraht begonnen, um den Ansturm der Flüchtlinge aus Serbien zu unterbinden. Und auch das östlich an Mazedonien grenzende EU-Land Bulgarien verschärfte nun die Bewachung seiner Grenzen.

Nach Angaben der Regierung in Skopje überquerten seit Mitte Juni 42'000 Flüchtlinge, darunter mehr als 7000 Kinder, die mazedonische Grenze. In Griechenland trafen seit Jahresbeginn mehr als 160'000 Flüchtlinge ein.

4000 Menschen auf Booten in Seenot

Auch im Mittelmeer zwischen Syrien und Italien hält der Ansturm von Flüchtlingen an. Dabei gerieten mindestens 4000 Bootsflüchtlinge nach Angaben der italienischen Küstenwache am Samstag vor der Küste Libyens in Seenot.

Von 22 Booten seien Notrufe eingegangen, sagte Kapitän Marco Di Milla von der italienischen Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur. Schiffe der Küstenwache, der Marine und der EU-Grenzschutzmission «Triton» beteiligten sich am Rettungseinsatz. Nur weil die See ruhig war, kam es nicht zur Katastrophe.

250'000 Menschen flüchteten seit Januar übers Mittelmeer

Fast eine Viertelmillion Menschen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Jahresbeginn über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Nahezu täglich gingen im Sommer rund 1000 Migranten an den Küsten Italiens und Griechenlands an Land. Etwa 2300 Flüchtlinge kamen laut IOM seit Jahresbeginn im Mittelmeer ums Leben.

Auf der Ostägäisinsel Lesbos sammelten sich laut Behörden mehr als 9000 Migranten. Zur Entlastung der Lage lief am Samstag die Fähre «Eleftherios Venizelos» zur Insel Kos aus. Sie sollte von dort und von den nahe gelegenen Inseln rund 2500 Migranten in Athens Hafen Piräus bringen. (SDA)

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