Kenneth Eugene Smith (58) verübte 1988 in den USA einen Auftragsmord – jetzt soll er dafür hingerichtet werden. Vollstreckt werden soll das Urteil am 25. Januar. Doch seine Anwälte kämpfen verzweifelt darum, dies zu verhindern. Grund: Smith soll der erste Häftling werden, der mit Stickstoff hingerichtet werden soll.
Die Anwälte haben nun den Obersten Gerichtshof der USA darum gebeten, zu intervenieren. Das geht aus Dokumenten hervor, die der Supreme Court am Freitag veröffentlichte. Darin argumentieren die Anwälte, dass zu viele Fragen offen seien, um den Verurteilten zum jetzigen Zeitpunkt zu exekutieren. Ob sich der Supreme Court der Sache annimmt, ist völlig unklar.
Noch nie zuvor versucht
Smith soll bei seiner Hinrichtung über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt werden. Die Folge ist der Tod durch Sauerstoffmangel. Auf diese Weise wurde in den USA zuvor noch kein Todesurteil vollstreckt. Dem UN-Menschenrechtsbüro ist nach Angaben einer Sprecherin auch sonst kein solcher Fall bekannt. Angewendet werde die Methode bei Tieren.
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und von Amnesty International warnen vor einem möglicherweise grausamen Tod, der sogar Folter ähneln könne. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegende Leiden verursache, gebe es demnach keine wissenschaftlichen Beweise.
Dauer bis zu Bewusstlosigkeit unklar
Da der menschliche Körper Sauerstoff zum Überleben braucht, ist die Bewusstlosigkeit eine der ersten Folgen bei Sauerstoffmangel. Doch wie lange es geht, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Laut dem Toxikologen Henning Hintzsche würde diese bei der Verabreichung von reinem Stickstoff «relativ schnell, wir sprechen über Sekunden, maximal wenige Minuten» eintreten, wie er dem «Spiegel» sagt.
Gemäss Hintzsche spielen für die Dauer diverse Faktoren eine Rolle. Unter anderem die Körpergrösse, der Energiebedarf des Menschens, Gewicht, wie Fett und Muskeln verteilt sind – und da könnte Smith während Minuten einen grauenvollen Todeskampf erleiden. Hintzsche sagt zum «Spiegel»: «Das ist eine Stelle, an der eben doch noch Schmerz und Leid auftreten können, die sich kaum vorhersagen lassen.»
Anwälte argumentieren mit achtem Zusatzartikel
Smiths Anwälte haben bislang vergeblich Einspruch erhoben. In ihrem Gesuch an die höchste Instanz im Land argumentieren sie nun mit dem achten Zusatzartikel der US-Verfassung, der «grausame und ungewöhnliche Strafen» verbietet. Zentraler Teil ihrer Argumentation ist die Tatsache, dass Smith bereits 2022 mit einer Giftspritze hingerichtet werden sollte.
Dem Gefängnispersonal gelang es aber nicht, die dafür nötige Kanüle in seinen Arm zu legen. Der 58-Jährige wurde nach mehreren Stunden, in denen er angeschnallt auf einem Exekutionstisch lag, wieder in seine Zelle gebracht. Im selben Jahr waren bereits zwei weitere Hinrichtungen mit der Giftspritze in Alabama gescheitert. (SDA/neo)