«Gott weint über diese Verbrechen»
Papst kündigt Konsequenzen bei Missbrauchsfällen an

Papst Franziskus hat eingestanden, dass auch Bischöfe Minderjährige sexuell missbraucht oder Fälle vertuscht haben. Er hat den Opfern von geistlichen Tätern versprochen, diese zur Rechenschaft zu ziehen.
Publiziert: 28.09.2015 um 03:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:11 Uhr

Mit einem Gottesdienst vor Hunderttausenden hat Papst Franziskus einen umjubelten Schlusspunkt unter eine hochpolitische Reise gesetzt. Der Papst war sechs Tage in den USA.

Zum Abschluss seiner Reise lief der Papst noch einmal zu Hochform auf. Am Sonntag hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche in Philadelphia zuvor eine Haftanstalt besucht, sich mit Opfern sexuellen Missbrauchs getroffen und seinen Bischöfen ins Gewissen geredet.

Er empfinde «tiefe Scham»

Am Morgen traf der Papst fünf Missbrauchsopfer. «Ich verspreche, dass alle Verantwortlichen für sexuellen Missbrauch von Kindern bestraft werden», sagte er. Er empfinde «tiefe Scham», dass Kindern Gewalt angetan worden sei und schwere Leiden verursacht worden seien.

Ausdrücklich adressierte Franziskus dabei auch die Bischöfe selbst. «Diese Verbrechen können nicht länger geheim gehalten werden», sagte der Papst. Gott weine angesichts dieser Taten.

Die katholische Kirche in den USA und anderen Ländern war vor einigen Jahren vom Skandal um jahrelangen Missbrauch erschüttert worden.

«Fabrik der Hoffnung»

Der Papst kritisierte oberflächliche Beziehungen und würdigte die Familie als «Fabrik der Hoffnung». Heute gebe es eine «Beziehungskultur wie im Shopping-Center», sagte der Pontifex vor etwa 300 Bischöfen.

«Die Welt scheint sich in einen grossen Supermarkt verwandelt zu haben, wo die Kultur eine Wettbewerbsdynamik angenommen hat», kritisierte der Papst. «Die gegenwärtige Kultur scheint die Menschen dazu zu bewegen, sich an nichts und niemanden zu binden.» Heute entscheide nur noch der Konsum. «Beziehungen konsumieren, Freundschaften konsumieren, Religionen konsumieren.» (sda/gru)

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