Gnadenloser Kinder-Drill in China
Tränen für den Gold-Traum

In China werden Kinder gnadenlos zu Sport-Stars gedrillt. Bilder zeigen Einblicke in die Gold-Medaillen-Fabriken in Shanghai und Peking.
Publiziert: 20.05.2016 um 21:34 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:10 Uhr
1/11
Der Trainer wischt dem Mädchen die Tränen vom Gesicht – danach geht es schnell weiter mit dem Training.
Foto: Reuters
Nicole Bruhin

Ein Sportlehrer wischt einem kleinen chinesischen Mädchen die Tränen von der Wange – nur wenige Minuten später zückt dieser wieder den Bambus-Stock. Das Kind versucht an der Sprossenwand angestrengt seine Beine zu stretchen. Ein anderes Mädchen sitzt im Spagat, während die Trainerin es zusätzlich in den Boden presst. Kleine Jungen absolvieren ein hartes Boxtraining – die Furcht steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Die Bilder aus der Sportschulen in Shanghai und Peking sind herzzerreissend. Dort trainieren die künftigen Olympia-Sieger Chinas. Der Sport-Unterricht der kleinen Sportler ist gnadenlos. Sie werden von morgens früh bis spät an ihr Limit gepusht. Tränen und Aufgeben hat in diesem Alltag keinen Platz. 

Bildung wird Sport vorgezogen

Trotzdem: die blühende Zeit der Sportschulen in China sind vorbei. Noch 2008 holte das Reich der Mitte an den olympischen Spielen im eigenen Land am meisten Medaillen. In der Zwischenzeit mussten einige Schulen ihre Tore schliessen. Viele Eltern wollen ihre Kinder nicht mehr diesem enormen Drill aussetzen.

Für die Chinesen ist es derweil wichtiger, dass ihr Kind eine gute Ausbildung erhält. Denn als Sportler im Ruhestand hat man keine grossen Chancen auf dem chinesischen Arbeitsmarkt. Ehemalige Olympia-Stars machen sich deshalb seit geraumer Zeit für mehr Bildung für junge Sportler stark.

Die Regierung in Peking hat reagiert. Sie verspricht mehr Unterstützung für Athleten im Ruhestand. Zudem wolle man mehr Bildung in die Sportlerausbildung bringen. Passiert ist jedoch noch nicht viel. Olympia- Schwimmmeisterin Liu Zige ist überzeugt: «Wenn nicht bald etwas passiert, wird der Sport in China immer unpopulärer.» Sport und Bildung müsse unbedingt gleichgewertet werden. «Denn am Schluss kann nicht jeder ein Weltmeister werden.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?