Tränen habe sie keine mehr, sagt Francesca Raciti. Vor drei Tagen tummelten sich die Badegäste in ihrem Lido «Le Capannine» in Catania (I). Dann am Samstagnachmittag überrollt ein Feuer die Anlage. «Unsere Jungs kletterten auf die Dächer, um die Flammen zu stoppen. Doch die Feuer entzündeten sich immer wieder und überall», erinnert sich die Betreiberin, «wir hatten starken Wind und 44 Grad Hitze». Die Gäste konnten evakuiert werden. Doch das Lido fällt der Feuerhölle zum Opfer.
«Jetzt ist unser Lebenswerk nur noch Schutt und Asche.» Francesca Raciti zeigt auf verkohlte Holzstümpfe. «Hier war unsere Bar», so die Lido-Besitzerin, «dort der Surf-Bereich». Sonnenschirme, Liegen, Pavillons – alles wurde von den Flammen gefressen. Von 36 Bungalows blieben nur vier übrig. «Der Schaden liegt bei mindestens einer Million Euro», sagt Francesca Raciti gegenüber «Adnkronos».
Es brennt in vielen Regionen auf einmal
Sie ist nicht die Einzige, die in diesen Tagen die Existenz verliert. Auch andere Ferienanlagen der sizilianischen Hafenstadt sind betroffen. «Grosse Teile im Süden Catanien sind komplett zerstört», berichtet Bürgermeister Salvatore Pogliese.
Seit Tagen kämpft Italien mit 1500 Bränden an vielen Fronten. Über 5000 Männer von Feuerwehr und Zivilschutz sind im Einsatz. 15 Löschflugzeuge überfliegen nonstop die Brandgebiete. Es brennt neben Sizilien auch weiterhin auf Sardinien, in der Basilicata, in Apulien, in Kalabrien, sogar an der ligurischen Küste.
Naturreservat in den Abruzzen zerstört
Besonders gefährlich toben auch Feuer in den Abruzzen. Sie erreichten die Adria-Küste und die Hafenstadt Pescara. Auch hier mussten Strände gesperrt und Badegäste in Sicherheit gebracht werden. Ein grosser Teil eines Naturreservat wird zerstört.
Eine historische Hitzewelle trifft zur Zeit Süditalien. Es herrscht extreme Trockenheit. Zudem treiben Winde die Flammen vor sich her. Und es sind auch Brandstifter am Werk. Italiens Regierungschef Mario Draghi (73) gab mit einem Dekret grünes Licht für die Entsendung von Feuerwehren aus anderen Regionen wie Südtirol, Piemont und Emilia Romagna. Zudem bittet Italien auch um Hilfe und weitere Löschflugzeuge.