Glarner Reiseführer Reto S. (36) sass nach Bomben-Drohung zwei Wochen im Thai-Knast
Mein Horror in Bangkok

Reto S.* wird vorgeworfen, im Flugzeug mit einer Bombe gedroht zu haben. Nach zwei Wochen im Bangkok-Knast muss er vorerst nicht mehr hinter Gittern sitzen. Das Land darf er jedoch bis auf Weiteres nicht verlassen. Jetzt meldet sich der Glarner erstmals selber zu Wort.
Publiziert: 06.01.2016 um 18:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 11:12 Uhr
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Sass in Thailand im Knast: Der Glarner Reto S.
Foto: ZVG
Von Michael Sahli

Der Glarner Reisebüro-Chef Reto S.* (36) ist am Ende. Seit knapp einem Monat wird er von den thailändischen Behörden festgehalten – zwei Wochen lang sass er im berüchtigten Bangkok-Knast. Die lokale Polizei wirft ihm vor, er habe im Flugzeug mit einer Bombe gedroht (BLICK berichtete).

Jetzt meldet sich Reto S. erstmals selber zu Wort. Aus einem Hotel in der thailändischen Hauptstadt, denn das Land darf er nicht verlassen. «Es geht mir den Umständen entsprechend gut», sagt er zu BLICK und fleht: «Ich brauche Hilfe, damit ich nach Hause kann. Ich würde nie mit einer Bombe drohen.»

Der Albtraum beginnt am 11. Dezember. Reto S. will von Bangkok auf die Badeinsel Koh Samui fliegen und ein paar ruhige Tage geniessen. Noch vor dem Start habe S. plötzlich geschrien, an Bord befinde sich eine Bombe – so lautet die Version der Behörden. Darauf hätten verängstigte amerikanische Passagiere Alarm geschlagen.

Der Schweizer mit kenianischen Wurzeln widerspricht dieser Darstellung entschieden. Er sieht vielmehr seine dunkle Hautfarbe als Auslöser: «Die Amerikaner sagten, sie hätten Angst, mit mir zu fliegen. Weil ich aussähe wie ein Terrorist.» Und weiter: «Ich musste im Flugzeug meinen Pass nochmals zeigen. Danach behaupteten die Amerikaner, ich hätte gesagt, dass ich eine Bombe habe.» Der Start von Flug PG145 von Bangkok Airways wird sofort abgebrochen. Das Drama um Reto S. gewinnt an Fahrt.

Es wird keinerlei Sprengstoff gefunden, weder im Airbus noch im Gepäck des Schweizers. Dennoch wird er sofort der Presse vorgeführt. In Handschellen. «Bevor ich überhaupt verhört wurde», sagt Reto S. Danach habe es eine kurze Befragung gegeben. Sie dauerte nur sieben Minuten. «Und dann ging es ab ins Gefängnis.»

Der Bangkok-Knast gilt als einer der schlimmsten weltweit. Für Touristen gibt es keine Spezialbehandlung. 14 Tage sitzt Reto S. hinter Gittern. Was er in den zwei Wochen erleben musste, will Reto S. nicht sagen. Zu gross ist seine Angst vor den thailändischen Behörden, denen er sich völlig ausgeliefert fühlt: «Ich habe Angst um meine Sicherheit. Und ob ich einen fairen Prozess bekomme.»

Immerhin muss er vorerst nicht mehr in einer kargen Zelle leben. Der Reisefachmann wurde in ein Hotel verfrachtet und wartet dort auf eine mögliche Anklage. Seine Meinung dazu: «Es gibt nichts anzuklagen, weil ich nichts getan habe. Ich wollte meinerseits die Amerikaner einklagen, aber das lässt man nicht zu.» Reto S. glaubt, dass die Klärung noch mehrere Wochen dauern wird. Etwas Hilfe hat er von der Schweizer Botschaft: «Ich habe einen Vertrauensanwalt bekommen, einen Thai.»

Juristische Unterstützung ist bitter nötig: Denn wird Reto S. verurteilt, drohen ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis.Daran mag er gar nicht denken: «Ich möchte nur meine Identität zurück.» Und dann sagt er noch: «Terrorismus darf keine Hautfarbe haben.»

* Name der Redaktion bekannt

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