Befürworter begrüssten, dass die Gesundheits- und Finanzminister der G-20-Gruppe helfen wollen, bis Mitte nächsten Jahres 70 Prozent der Bevölkerung in allen Ländern impfen zu lassen. Kritiker bemängelten indes, die Vertreter der grössten Volkswirtschaften hätten am Freitag nach ihren Beratungen in Rom keine konkreten Pläne vorgelegt.
Auf dem G-20-Gipfel am Samstag und Sonntag in der italienischen Hauptstadt müssten die Staats- und Regierungschefs «nachlegen und einen Aktionsplan» präsentieren, forderte Jörn Kalinski von der Entwicklungsorganisation Oxfam. «Bis heute sind alle Versprechen der G-20 für globalen Zugang zu Impfstoffen gebrochen worden.» Auch Friederike Röder von Global Citizen forderte einen «konkreten Fahrplan» und mahnte: «Wir haben keine Zeit mehr für Absichtserklärungen.»
Die Minister hatten sich hinter die Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestellt und streben in einem Zwischenschritt bis Jahresende eine Impfrate von 40 Prozent an.
«Die Vakzine sind zum grössten Teil schon an die wohlhabenden Länder vergeben», sagte Fiona Uellendahl von World Vision, die das Ziel für «unrealistisch» hält. «Was nicht da ist, kann auch nicht verteilt werden.» Das 70-Prozent-Ziel, das von ursprünglich September 2022 auf Mitte des Jahres vorgezogen wurde, sei jedoch realistisch, «wenn nun die richtigen Schritte beschlossen werden».
Gefordert wurden erneut eine Aussetzung des Patentschutzes und Technologietransfer, um Lieferengpässe zu beseitigen und Kosten zu senken. Stephan Exo-Kreischer von der Bewegung One sagte: «Ziele alleine führen uns nicht aus der Pandemie.» Bislang seien in reichen Ländern mehr als doppelt so viele Auffrischungsimpfungen verabreicht worden wie in ärmeren Ländern Erstimpfungen. Nach gegenwärtigem Stand würde es über zehn Jahre dauern, bis alle Länder ausreichend Impfstoffe zur Verfügung hätten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, schätzt One. (SDA)