Giftgas-Anschlag in Salisbury
Skripal-Verdächtige bezeichnen sich als Touristen

Die beiden Russen, die den Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal verübt haben sollen, haben sich jetzt zu den Anschuldigungen geäussert. Im Interview mit RT sagen sie, sie seien nur als Touristen in England gewesen.
Publiziert: 13.09.2018 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 14:42 Uhr
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Sie seien in England als Touristen unterwegs gewesen und wollten,...
Foto: Reuters

Alexander Petrow und Ruslan Boschirow sollen hinter dem Giftgasanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter stecken. Die beiden Russen streiten das Attentat auf den Ex-Agenten jedoch ab. Im Interview mit Russia Today sagen sie, sie seien als Touristen nach England gereist. Ihr Ziel sei gewesen, London, Salisbury und Stonehenge zu sehen.

Ihre Freunde hätten ihnen schon lange gesagt, sie sollten «dieses aussergewöhnliche Städtchen» besuchen. Sie hätten am 3. März aber «nicht mehr als eine Stunde» in Salisbury verbracht, da überall matschiger Schnee gelegen sei. Deswegen seien sie zurück zum Bahnhof gekehrt und mit dem Zug nach London gefahren. Am nächsten Tag sei das Wetter besser gewesen, weswegen sie nochmal nach Salisbury zurückgereist seien, um die «berühmte Kathedrale» und zu sehen. «Sie ist für ihren 123 Meter hohen Turm und ihr Glockenspiel bekannt, das das älteste der Welt ist, das bis heute funktioniert», sagte Alexander Petrow.

Ihr Leben sei «auf den Kopf gestellt worden», seit die britische Polizisten sie zur Fahndung ausschrieb. «Wir haben Angst, rauszugehen und fürchten um unser Leben», sagt Boschirow. Die beiden Männer sagten im Interview, sie würden in der Fitness-Industrie tätig sein und Nahrungsergänzungsmittel verkaufen.

Spuren des Gifts im Hotel gefunden

Grossbritannien wirft Petrow und Boschirow vor, für den Nowitschok-Anschlag auf den Doppel-Agenten verantwortlich zu sein. Ihnen wird Verabredung zum Mord sowie der Besitz und Gebrauch des Nervenkampfstoffs Nowitschok zur Last gelegt. Bilder aus Überwachungskameras zeigen die beiden Verdächtigen am Tag des Anschlags, dem 4. März, in unmittelbarer Nähe von Skripals Haus. Am selben Tag seien sie nach London abgereist. Dort seien in ihrem Hotel winzige Spuren des verwendeten Nervengifts nachgewiesen worden. Im Interview mit RT streiten die Männer ab, die Parfümflasche bei sich gehabt zu haben, in der offenbar das Gift gewesen sein soll. «Warum sollen normale Männer ein Frauenparfüm bei sich tragen?», sagt Boschirow.

Russland behauptete nach den Anschuldigungen, nichts von den Männern zu wissen. Einige Tage später sagte Wladimir Putin an einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok, die russischen Behörden hätten die gesuchten Männer identifiziert. «Wir wissen, wer sie sind, wir haben sie gefunden», sagte Präsident Wladimir Putin an einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Es handle sich «natürlich um Zivilisten».

Sergej Skripal und Julia Skripal sind nur knapp dem Tode entronnen. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass das Nervengift auf die Türklinke der Skripals gesprüht wurde. (man)

Giftgas-Attacke in Salisbury

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)

Was ist Nowitschok?

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.

Tödlicher «Neuling»

Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.

Einfache Herstellung

Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»

Anwendung als Puder

Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.

Gegenmittel

Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.

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