Bei dem dritten mutmasslichen Verdächtigen im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Salisbury handelt es sich laut einem Medienbericht ebenfalls um einen Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Die britische Rechercheplattform Bellingcat identifizierte ihn am Donnerstag als ranghohen GRU-Offizier, der Russlands militärische Diplomatenakademie absolvierte.
Der Mann sei mit einem gefälschten russischen Pass zwei Tage vor dem Anschlag auf Skripal und seine Tochter am 4. März 2018 nach Grossbritannien gereist, berichtete Bellingcat. Er habe denselben Rückflug aus London gebucht wie die beiden anderen Verdächtigen – ebenfalls GRU-Agenten. Er habe den Flug aber verpasst und sei noch am 4. März über Rom nach Moskau zurückgekehrt.
Dritter Verdächtiger steht mit anderem Giftgas-Anschlag in Verbindung
Bellingcat konnte nach eigenen Angaben jedoch nicht klären, ob sich der Mann zum Zeitpunkt der Vergiftung von Skripal und dessen Tochter Julia in Salisbury aufgehalten und welche Rolle er in dem Fall gespielt habe. Er ist nicht auf den Überwachungsbildern zu sehen, die die beiden anderen mutmasslichen Attentäter zeigen. Sie gaben später an, in Salisbury Urlaub gemacht zu haben. In Grossbritannien wurden sie unter anderem wegen versuchten Mordes bereits offiziell beschuldigt.
Bellingcat zufolge steht der dritte Skripal-Verdächtige in Verbindung zu einem anderen mutmasslichen Giftanschlag in Bulgarien. Dort war im April 2015 der bulgarische Rüstungsfabrikant Emilian Gebrew bei einem Empfang mit schweren Vergiftungserscheinungen zusammengebrochen und ins Koma gefallen. Sein Sohn und ein Mitarbeiter wurden wegen ähnlicher Symptome behandelt, alle drei wurden aber wieder gesund. Bellingcat zufolge hielt sich der Verdächtige im Februar und im April 2015 in Bulgarien auf.
Ermittler in Bulgarien hatten den Fall bereits im Oktober neu aufgerollt, nachdem britische Ermittler das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok im Fall Skripal nachgewiesen hatten. In bulgarischen Medien hiess es, Gebrew könnte wegen seiner Waffenexporte in die Ukraine Ziel des Anschlags gewesen sein.
Für den Giftanschlag auf Skripal macht die britische Regierung Russland verantwortlich. Moskau weist die Vorwürfe zurück. Der Fall sorgte für eine diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern.
Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)
Der Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden worden und kämpfen seitdem um ihr Leben. Nach britischen Angaben wurden sie Opfer des eins in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoffes Nowitschok. Beide wurden schwer verletzt und entkamen nur knapp dem Tod. (kin)
Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.
Tödlicher «Neuling»
Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.
Einfache Herstellung
Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»
Anwendung als Puder
Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.
Gegenmittel
Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.
Vieles deutet darauf hin, dass der russische Ex-Spion Sergej und seine Tochter Julia Skripal in England durch das Nervengift Nowitschok vergiftet wurden.
Tödlicher «Neuling»
Die Sowjetunion hat zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren eine Serie neuartiger Nervenkampfstoffe entwickelt, die zu den tödlichsten gehören, die je hergestellt worden sind. «Nowitschok» heisst auf Deutsch «Neuling». Es ist achtmal so stark wie der VX-Kampfstoff, mit dem Nordkorea in der Regel seine Feinde ermorden lässt.
Einfache Herstellung
Es braucht dazu nur zwei relativ harmlose Stoffe, die bei der Zusammenführung äusserst tödlich werden. Die Stoffe können ohne grosse Probleme transportiert und vor Detektoren versteckt werden. Als er 1992 das Geheimprogramm auffliegen liess, sagte der russische Chemiker Vil Mirzayanow: «Die Besonderheit dieser Waffe liegt in der Einfachheit ihrer Komponenten. Sie werden in der Zivilindustrie verwendet und können daher international nicht reguliert werden.»
Anwendung als Puder
Das Mittel wird vorwiegend als ultrafeiner Puder zerstäubt. Die Betroffenen sterben meistens an Herzversagen oder Ersticken, da sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt. Überlebt das Opfer, bleibt es meistens gelähmt.
Gegenmittel
Dem Opfer muss umgehend die kontaminierte Kleidung ausgezogen, und der Körper muss gewaschen werden. Es gibt Gegenmittel, unter anderem Atropin, Pralidoxim und Diazepam. Deren rettende Wirkung ist aber nicht garantiert.