Getötet, im Exil oder hinter Gittern
Das passiert mit den Kritikern von Kreml-Boss Putin

In den vergangenen Jahren machte Kreml-Chef Wladimir Putin die meisten seiner Kritiker mundtot – auf verschiedene Arten. Blick liefert die Übersicht.
Publiziert: 03.04.2023 um 01:56 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2023 um 06:55 Uhr
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Russlands Präsident Wladimir Putin machte seine Kritiker mundtot.
Foto: keystone-sda.ch
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Sven ZieglerRedaktor News

Eine schlagkräftige Opposition gibt es in Russland schon lange nicht mehr. Kreml-Boss Wladimir Putin (70) hat kritische Stimmen weitgehend verstummen lassen. Die härtesten Kritiker Putins sitzen entweder hinter Gittern, wurden ins Exil geschickt – oder sogar getötet.

Blick zeigt die prominentesten Kreml-Gegner und welches Schicksal sie ereilte.

Alexej Nawalny

Alexei Nawalny (46) ist international der wohl bekannteste Putin-Gegner. Auch im Inland gilt er als Putins grösster Staatsfeind und ist einer der prominentesten politischen Gefangenen in Russland. Immer wieder wurde er vor Gericht gestellt, zum Schweigen bringen konnte ihn Putin aber doch nie. Im August 2020 überlebte Nawalny einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok. In der Folge musste er mehrere Monate lang in Deutschland behandelt werden.

Im Januar 2021 kehrte er trotz Warnungen nach Russland zurück. Noch am Flughafen wurde er verhaftet. Ein Moskau Gericht hat den inhaftierten Kremlgegner daraufhin in einem umstrittenen Prozess unter anderem wegen Betrugs schuldig gesprochen. Er wurde zu neun Jahren Gefängnis verurteilt und sitzt in Einzelhaft. Diese macht ihm gesundheitlich offenbar stark zu schaffen.

Nawalnys Team lässt sich von der Inhaftierung des Kreml-Kritikers indes nicht abschrecken. Immer wieder sorgt es für grosses Aufsehen. Im Januar 2021 etwa veröffentlichte Nawalnys Team exklusive Skizzen, Fotos und sogar ein Computermodell von Putins Mega-Palast am Schwarzen Meer.

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Viele von Nawalnys Vertrauten haben in den vergangenen Jahren unter massivem Druck das Land verlassen. Leonid Volkov, einer der engsten Vertrauten von Nawalny, musste 2019 nach einer Untersuchung wegen Geldwäscherei das Land verlassen.

Ilja Jaschin

Immer wieder kritisierte Ilja Jaschin (39) den Ukraine-Krieg und schoss gegen Putin. So sprach er im Juni vergangenen Jahres auf Youtube über das Massaker von Butscha und bezeichnete die Szenen als «rein apokalyptisch, wie in Horror-Filmen». Zudem kritisierte er Putin.

Daraufhin wurde Jaschin verhaftet und zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Begründung der Behörden: Er habe Russland geschadet und «gezielt Falschinformationen verbreitet». Der 39-Jährige soll ebenfalls enge Verbindungen zu Alexej Nawalny pflegen.

Bekannt wurde er Protestbewegung gegen den Kreml in den Jahren 2011 bis 2012. Heute gilt er als einer der gefährlichsten Gegner Putins.

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Wladimir Kara-Mursa

Wladimir Kara-Mursa (41) kämpft als Historiker gegen die Eliten im Kreml. 2015 und 2017 wurde er das Opfer von rätselhaften Gift-Anschlägen. Als Folge der Vergiftungen fiel er sogar ins Koma. Die Anschläge konnten bis heute nicht zweifelsfrei zugeordnet werden, Experten gehen allerdings von einer gezielten Tat aus den Reihen des Kremls aus. Auch Kara-Mursa selbst sagte 2018 in einem Interview mit Blick: «Die Attacken tragen die Handschrift der russischen Sicherheitsdienste oder von Leuten mit Verbindungen zu ihnen. In beiden Fällen wurde ein sehr starkes und hoch entwickeltes Gift verwendet. Innert Stunden haben alle meine wichtigen Organe versagt. Meine Überlebenschancen lagen bei fünf Prozent.»

Im April 2022 wurde er nach seiner Kritik am Einmarsch in der Ukraine festgenommen und wegen der Verbreitung von «Fake News» angeklagt. Der Prozess steht noch aus. Laut seinem Anwalt könnten Kara-Mursa aber bis zu 25 Jahre Gefängnis drohen.

Boris Nemzow

Der russische Oppositionelle Boris Nemzow (†55) galt lange als einer der stärksten Stimmen im Kampf gegen Wladimir Putin – bis an einem Februarabend im Jahr 2015. Als Nemzow in der Nähe des Kremls eine Brücke überquert, fällt er einem Attentat zum Opfer. Die Bluttat ereignete sich kurz vor einer Demonstration von Putin-Gegnern an diesem Sonntag.

Nemzow sei von vier Schüssen getroffen worden, teilte das Innenministerium mit. Der Regierungsgegner soll in Begleitung einer Bekannten über eine Brücke nahe dem Kreml gelaufen sein, als ihm mehrere Täter in den Rücken schossen. 2017 wurden sie zu langen Haftstrafen verurteilt – bis heute ist aber unklar, wer den Mord in Auftrag gab. Auch hier soll es aber enge Verbindungen zum Kreml geben.

Vier Kugeln beendeten das Leben von einem der schillerndsten Persönlichkeiten der russischen Opposition. Der charismatische Politiker war einer der schärfsten Kritiker Putins.

1997 und 1998 war Nemzov unter Präsident Boris Jelzin Vize-Ministerpräsident und galt als einer der Architekten der liberalen Wirtschaftsreformen.

So tickt Wladimir Putin
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