In den vergangenen Tagen waren in Südkorea die ersten drei Mers-Patienten seit Ausbruch der Krankheit Mitte Mai gestorben. Mehr als 1660 Menschen aus dem Umfeld von Mers-Infizierten wurden unter Quarantäne oder besondere Beobachtung gestellt. Davon standen 160 Menschen in Spitälern unter Beobachtung.
Die anderen wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben und ihren Kontakt zu anderen Menschen strikt zu begrenzen. In Seoul tragen inzwischen zahlreiche Menschen aus Furcht vor einer Ansteckung in U-Bahnen und Bussen Atemschutzmasken.
Der Ausbruch der Krankheit Middle East Respiratory Syndrome (Mers) wirkt sich auch auf den Tourismus aus: Die südkoreanische Tourismusbehörde meldete, etwa 7000 Reisende, die meisten von ihnen Chinesen und Taiwaner, hätten ihre Reise nach Südkorea storniert. Oft sei der Mers-Ausbruch als Hauptgrund genannt worden.
Betroffen ist auch das Militär. Mehr als 20 Soldaten mit verdächtigen Symptomen wurden unter Quarantäne gestellt. Sechs von ihnen hatten Kontakt zu einem mit Mers infizierten Luftwaffenoffizier. Dieser diente auf einem Stützpunkt in Osan südlich von Seoul, auf dem auch eine US-Luftwaffeneinheit stationiert ist.
Viele Südkoreaner werfen der Regierung von Präsidentin Park Geun Hye und den Gesundheitsbehörden vor, zu zögerlich auf den Ausbruch reagiert zu haben. In einer Dringlichkeitssitzung mit leitenden Gesundheitsbeamten forderte Park am Mittwoch «höchste Anstrengungen», um die Ausbreitung des Virus zu stoppen und die Bevölkerung zu beruhigen.
Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium erklärte, es komme mit Kontrollen im gemeinsamen Industriegebiet in Kaesong einer Bitte aus Nordkorea nach. Seoul werde auf Bitten Pjöngjangs Wärmebildkameras installieren, um Ankommende zu untersuchen. Rund 500 Südkoreaner leiten in Kaesong Fabriken, in denen rund 53'000 Nordkoreaner beschäftigt sind.
Das Industriegebiet liegt in Nordkorea, zehn Kilometer von der Grenze entfernt. Seoul hatte dort bereits nach dem Ebola-Ausbruch Wärmebildkameras installiert. Nordkorea schloss von Oktober bis März aus Sorge vor Ebola-Infektionen seine Grenzen für ausländische Touristen und stellte jeden Einreisenden unter Quarantäne.
Bei dem Mers-Virus handelt sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden einher wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch kann es zu Nierenversagen kommen. Allerdings ist Mers nicht so leicht zwischen Menschen übertragbar.
Weltweit haben sich bislang 1161 Menschen in mehr als 20 Ländern mit Mers infiziert, 436 Patienten starben. Die meisten Erkrankungen treten auf der Arabischen Halbinsel und dort vor allem in Saudi-Arabien auf. In anderen Gebieten handelte es sich meist um eingeschleppte Infektionen.