Die Zahl der Erkrankten sei zudem seit Donnerstag von 36 auf 42 gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kündigte an, eine Gruppe von Experten nach Südkorea zu entsenden, um sich ein genaueres Bild von der Lage zu verschaffen.
Viele Südkoreaner werfen den Gesundheitsbehörden vor, zu zögerlich auf den Ausbruch reagiert zu haben. Für Aufregung sorgte am Donnerstagabend der Bürgermeister von Seoul, Park Won Soon, mit dem Aufruf an 1500 Bürger, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben.
Ein mit Mers infizierter Arzt habe am vorigen Wochenende an grossen Veranstaltungen in der Hauptstadt teilgenommen, obwohl er Symptome der Krankheit gezeigt habe. Die Aktivitäten des Arztes hätten durch die Behörden besser kontrolliert werden sollen, sagte Park laut der Zeitung «The Korea Herald». «Wir sind in eine Krise geraten.»
Das Präsidialamt in Seoul warf Park vor, durch seine Bemerkungen die Furcht vor Mers weiter angefacht und für Missverständnisse gesorgt zu haben. Auch der Arzt wies Vorwürfe Parks zurück, er sei zuvor aufgefordert worden, sich in Quarantäne zu begeben.
Mehr als zwei Wochen nach der Aufdeckung des ersten Falls in Südkorea nannte das Gesundheitsministerium zum ersten Mal auch den Namen des Spitals, in dem sich die meisten Mers-Kranken angesteckt hätten. Es handele sich um das St Mary's Hospital in der südlich von Seoul liegenden Stadt Pyongtaek.
30 der über 40 Mers-Patienten hätten sich dort infiziert. Eine Übertragung des Virus durch die Klimaanlage der Klinik könne nicht ausgeschlossen werden, hiess es. Typische Mers-Symptome sind Fieber, Lungenentzündung und Nierenversagen.
Der erste Mers-Patient in Südkorea war ein 68-Jähriger, der im Mai von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Alle Folgeinfektionen bei Klinikpersonal, Patienten und Angehörigen gehen auf ihn zurück. Am Dienstag hatten die Behörden die ersten beiden Mers-Todesfälle gemeldet, am Donnerstag den dritten.
Das Mers-Virus bestimmt in Südkorea zunehmend das öffentliche Leben: Mehr als tausend Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Fast 2000 Menschen aus dem Umfeld von Mers-Infizierten stehen unter Quarantäne oder Beobachtung. In Seoul tragen inzwischen zahlreiche Menschen aus Furcht vor einer Ansteckung in U-Bahnen und Bussen Atemschutzmasken.
«Auf der Grundlage aktueller Daten und der WHO-Risiko-Einschätzung gibt es keinen Beweis für eine kontinuierliche Übertragung von Mensch zu Mensch in Gemeinschaften und keinen Beweis für eine Übertragung durch die Luft», hiess es in einer Erklärung der WHO.
Allerdings sei das Mers-Virus noch weitgehend unerforscht. Zusammen mit den südkoreanischen Behörden wolle man weitere Untersuchungen anstellen. Nach südkoreanischen Angaben könnte die WHO-Expertengruppe in der kommenden Woche nach Seoul reisen.
Mers gehört zu den Coronaviren, ebenso wie viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger. Das Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Bis zum 3. Juni waren bei der WHO weltweit 1179 bestätigte Mers-Fälle erfasst, 442 der Patienten starben.