Am Mittwoch kündigte die Regierung nach einer Dringlichkeitssitzung unter Vorsitz von Präsidentin Park Geun Hye eine Sondereinheit von Beamten, Ärzten und Gesundheitsexperten an. Sie soll das Vorgehen gegen das Mers-Virus besser koordinieren. Die Zahl der bestätigen Ansteckungsfälle stieg seit Dienstag von 25 auf 30.
Auch in China wird ein am Mers-Virus (Mers-CoV) erkrankter Mann - der Sohn eines südkoreanischen Patienten - behandelt. Typische Symptome sind Fieber, Lungenentzündung und Nierenversagen.
Zwei Wochen nach dem Ausbruch in Südkorea hatten die Behörden am Dienstag die ersten beiden Todesfälle des Landes infolge von Mers bekanntgegeben. Es handelte sich dabei um eine 58-jährige Frau und einen 71 Jahre alten Mann, die beide Vorerkrankungen hatten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt auf ihrer Website vor einer weiteren Verbreitung von Mers in Südkorea. Angesichts der Reihe von Kliniken, die sich um den ersten dokumentierten Mers-Patienten im Land gekümmert hätten, «können weitere Fälle erwartet werden». «Ein solch grosser Ausbruch ausserhalb des Nahen Ostens ist eine neue Entwicklung», heisst es weiter.
Das Mers-Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Der Erreger wurde nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen.
Er gehört zu den Coronaviren, zu denen viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger zählen. Viren dieser Gruppe können sich genetisch rasch verändern und so an veränderte Bedingungen anpassen - etwa an den Menschen statt eines Kamels als Wirt.
Experten warnen daher, Behörden weltweit sollten sich vorsichtshalber darauf vorbereiten, dass ein Mers-Virus mit weit höherer Ansteckungsrate eine Pandemie zur Folge haben könnte.
Die Südkoreaner sind auch deshalb beunruhigt, weil unter den jüngsten Fällen Kranke sind, die keinen direkten Kontakt zum ersten Patienten gehabt hatten. Die meisten Infektionen wurden bisher mit dem 68 Jahre alten Mann in Verbindung gebracht, bei dem im Mai zum ersten Mal in Südkorea das Virus nachgewiesen wurde.
Er war zuvor von einer Nahost-Reise zurückgekehrt. Viele Südkoreaner versuchen sich jetzt mit Mundmasken vor einer Ansteckung zu schützen.
Drei Ärzte bei dem Treffen mit der Präsidentin hätten jedoch vor «übermässiger Beunruhigung» gewarnt, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. 25 der 30 Patienten hätten sich in ein und demselben Spital mit dem Virus infiziert.
Die Staatschefin hatte am Montag die Behörden getadelt, «dass die erste Reaktion auf Mers unzureichend war». Einheimische Medien hatten kritisiert, dass die Informationsweitergabe zu Mers anfangs mangelhaft gewesen sei.
Bis zum späten Mittwochnachmittag hätten sich weit über 500 Schulen zu einer vorsorglichen Schliessung entschieden, sagte ein Sprecher des Erziehungsministeriums. Die meisten davon befinden sich in der nördlichen Provinz Kyonggi, in der der erste Mers-Fall gemeldet worden war. Viele Schulen wollten den Unterricht vorerst bis zum Freitag nicht mehr aufnehmen, hiess es.
Nach Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Südkorea nach den Zahlen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Land mit den meisten bestätigten Mers-Fällen. Bis Ende Mai 2015 wurden nach ECDC-Daten weltweit 1172 Mers-Fälle gemeldet, darunter 479 Todesopfer.