Geschasster Bannon zieht in den «Krieg»
«Die Trump-Präsidentschaft ist vorbei»

Nach seinem Abgang aus dem Weissen Haus kehrt Steve Bannon zu seinem ultrarechten Portal «Breitbart News» zurück – und holt umgehend zum Rundumschlag gegen «alle Gegner der von ihm verfochtenen Politik» aus.
Publiziert: 19.08.2017 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:00 Uhr

Der von US-Präsident Donald Trump (71) geschasste Chefstratege Steve Bannon (63) will nun wieder als Publizist für einen stramm rechten Kurs der Regierung kämpfen. Unmittelbar nach seiner Entlassung am Freitag kehrte Bannon als Vorstandsvorsitzender zu seinem ultrarechten Sprachrohr mit Hang zu Vorschwörungstheorien «Breitbart News» zurück.

Er kündigte umgehend an, Druck auf alle Gegner der von ihm verfochtenen populistischen und nationalistischen Politik zu machen. Das schliesse auch das republikanische Establishment ein. «Ich werde die Opposition zerschlagen», sagte Bannon dem konservativen Wochenmagazin «Weekly Standard».

Sein Weggang aus dem Weissen Haus signalisiere eine grosse Wende im Programm des Präsidenten. «Die Trump-Präsidentschaft, für die wir gekämpft haben und die wir gewonnen haben, ist vorbei.» Für Trump werde es nun viel schwieriger, wichtige Ziele durchzusetzen. Als Beispiel nannte Bannon die Errichtung einer Mauer an der Grenze zu Mexiko.

«Wir haben noch immer eine grosse Bewegung, und wir werden etwas aus dieser Präsidentschaft machen. Sie wird etwas anderes sein», sagte Bannon. Und fügte hinzu: «Es wird alle möglichen Kämpfe geben, und es wird gute Tage geben und schlechte – aber diese Präsidentschaft ist vorbei.»

Bannon: «Bin selbst zurückgetreten»

Besonderen Wert legte Bannon auf die Feststellung, dass er selbst zurückgetreten sei und seinen Rücktritt bereits am 7. August bei Trump und dessen Stabschef John Kelly (67) eingereicht habe.

Er habe ohnehin maximal ein Jahr in der Politik bleiben wollen, so Bannon. Im Einvernehmen habe man wegen der rechtsextremen Ausschreitungen in Charlottesville und der politischen Turbulenzen danach die Bekanntgabe seines Rücktritts aber noch um einige Tage verzögert.

Allgemein wird jedoch angenommen, dass Bannons Äusserungen zur Nordkorea-Politik der USA am vergangenen Mittwoch, die in Teilen Trumps Politik konterkarierten, mit ausschlaggebend für die Personalentscheidung waren – und er von Stabschef Kelly aus dem Amt gedrängt wurde.

Von Trump gabs zum Abschied trotzdem ein paar nette Worte: «Ich will mich bei Steve Bannon für seine Dienste bedanken», schrieb der Präsident am Samstag auf Twitter. Es sei grossartig gewesen, dass Bannon ihn während der Kampagne gegen seine korrupte Konkurrentin («Crooked Hillary Clinton») unterstützt habe.

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Personifikation von Trumps Programm

Bannon war Trumps umstrittenster Berater. Der 63-jährige frühere Marineoffizier und Investmentbanker lieferte sich immer wieder Gefechte mit gemässigten Vertretern im Regierungsapparat.

Er befürwortet in der Wirtschaftspolitik einen nationalistischen Kurs und war eine der treibenden Kräfte hinter dem Einreisestopp für Bürger aus mehrheitlich muslimischen Staaten. Kritiker werfen ihm auch antisemitische Haltungen vor.

Trump hielt lange an Bannon fest. Dieser hatte im vergangenen Jahr massgeblichen Anteil am Wahlsieg. Viele von Trumps treuesten Anhängern unterstützen Bannon.

Bevor er im August 2016 Chef von Trumps Wahlkampfteam wurde, leitete er Breitbart News. Das Nachrichtenportal, das Bannon selbst einmal als «Tötungsmaschine» («killing machine») bezeichnete, ist ein Forum für die sogenannte Alternative Rechte - ein loser Zusammenschluss, zu dem auch Neonazis und Rassisten gehören.

Es gab sich nach der Rückkehr Bannons demonstrativ kämpferisch. «KRIEG», kündigte einer der Redaktoren via Twitter an. «Steve Bannon war die Personifikation von Trumps Programm.» (gr/SDA)

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