Auf einen Blick
- Experten vermuten, ein unscheinbares Bild könnte ein echter Picasso sein
- Das Gemälde zeigt vermutlich die Fotografin Dora Maar, Picassos Muse
- Der geschätzte Wert des Bildes beträgt sechs Millionen Euro
Vor mehr als 60 Jahren fand ein italienischer Trödelhändler ein auf den ersten Blick unscheinbares Gemälde im Keller einer Villa auf Capri und hängte es sich ins Wohnzimmer.
Kunstexperten machen den heutigen Besitzern Hoffnung, es könne sich bei dem asymmetrischen Porträt einer Frau um einen echten Picasso handeln. Recherchen eines Expertenteams der in der Schweiz ansässigen Arcadia Foundation sollen ergeben haben, dass die Picasso-Signatur auf dem Gemälde echt ist, berichtete die Zeitung «Il Giorno».
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Luigi La Rosso, Trödelhändler aus Pompeji, sollte demnach 1962 den Keller einer Villa auf der Mittelmeerinsel Capri ausräumen und stiess auf eine zusammengerollte Leinwand. Er nahm sie kurzerhand mit und hängte sie zu Hause auf. Über Jahrzehnte staubte das Gemälde in einem billigen Rahmen ein. Lo Rossos Frau bezeichnete es sogar als scheusslich und wollte es am liebsten loswerden, wie Lo Rossos Sohn Andrea mehreren italienischen Zeitungen sagte.
«Warten wir noch ab»
«Meine Eltern waren einfache Leute, sie wussten nichts von Kunst», zitierte ihn «Il Giorno». Dem Sohn fiel irgendwann die Signatur auf dem Gemälde auf: Picasso. Gemeinsam mit seinem Bruder versuchte er die genaue Herkunft des Werks zu verifizieren und ging nach eigenen Angaben nach Paris, um das Gemälde im Picasso-Museum vorzustellen. Dort reagierte man demnach jedoch zurückhaltend. Lo Rosso nahm es wieder mit nach Hause.
Er liess jedoch nicht locker und beauftragte Experten, das Werk zu untersuchen. Die Grafologin Cinzia Altieri von der Arcadia Foundation ist sich nun sicher: Es handelt sich um ein Gemälde von Pablo Picasso (1881–1973), der in den 1950er-Jahren Capri häufig besuchte. Es soll die französische Fotografin Dora Maar (1907–1997), eine Muse Picassos, zeigen. Luca Marcante, Gründer der Arcadia Foundation, schätzt den Wert auf sechs Millionen Euro (5,65 Millionen Franken).
Das letzte Wort hat jedoch die Picasso-Nachlassverwaltung, die sich bisher nicht dazu geäussert hat. Marcante will dieser nun die Ergebnisse seines Expertenteams präsentieren, sagte er «Il Giorno». Lo Rosso zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen. «Aber warten wir noch ab, bevor wir diese unglaubliche Geschichte als abgeschlossen betrachten.» Er hoffe, dass auch die Nachlassverwaltung von der Echtheit des Gemäldes überzeugt sein wird.