Geheimes Strategie-Papier aufgetaucht
So will der IS seinen Terror-Staat aufbauen

Ein über 20-seitiges Dokument enthüllt, wie die Terror-Miliz «Islamischer Staat» ihr Kalifat aus– und aufbauen will. Bildungs- und Gesundheitssystem sollen unabhängig vom Westen funktionieren, Kämpfer werden regelmässig in Trainingscamps geschickt. Auch Kinder werden zu Soldaten ausgebildet.
Publiziert: 07.12.2015 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:04 Uhr
Terroristen der Organisation Islamischer Staat posieren mit erhobenem Zeigefinger.

Sie seien weit davon entfernt, eine Armee von «irrationalen, blutrünstigen Fanatikern» zu sein. Gemäss Charlie Winter, Forscher an der Georgia State University, sind die Terroristen des «Islamischen Staates» eine «zutiefst berechnende politische Organisation mit einer extrem komplexen, ausgeklügelten Infrastruktur».

Dafür spricht ein 24-seitiges Dokument, das dem «Guardian» zugespielt wurde. Das Strategiepapier enthüllt, wie die Dschihadisten ihren Staat aufbauen wollen. Es enthält Richtlinien für die Errichtung von Bildungsinstitutionen und Industrie, für den Umgang mit Bodenschätzen und für den Einsatz von Propaganda-Mitteln und Militär.

Kinder-Soldaten als grosse Stütze

Der Masterplan «Prinzipien in der Verwaltung des Islamischen Staates» wurde offenbar von einem Ägypter namens Abu Abdullah verfasst. Dieser unterstreicht die Wichtigkeit, bereits Kinder zu Kampf-Bestien auszubilden. Sie werden «im Tragen leichter Waffen trainiert». Gibt es unter den Kinder-Soldaten «herausragende Individuen», werden diese an Checkpoints postiert oder auf Patrouille geschickt.

Bei den Erwachsenen setzt die Terror-Miliz auf den Aufbau verschiedener militärischer Trainingscamps – solche für reguläre Truppen und solche für Veteranen. Letztere sollen jährlich für zwei Wochen in einen Auffrischungskurs, um alles über aktuelle Waffen, militärische Planung und Armee-Technologien zu erfahren. Auch über Technik und Technologie des Feindes soll regelmässig informiert werden, damit «die Soldaten des Staates» wissen, «wie sie Vorteile daraus ziehen können».

Für die Verwaltung der Camps sieht das Dokument ein Departement vor, das die Leistungsfähigkeit der Al-Qaida in Afghanistan übersteigt – während das Netzwerk 9/11 plante.

Militär, Bildung, Nahrung – alles ohne Westen

Der «Islamische Staat» soll völlig autark und damit vor allem wirtschaftlich losgelöst vom Westen funktionieren. Dafür soll eine «einheitliche Kultur aus Ausländern und Einheimischen» entstehen. Es sollen auch unabhängige «Fabriken für die Produktion von Nahrungsmitteln» gebaut und «isolierte Sicherheitszonen» geschaffen werden.

Das Dokument berücksichtigt aber auch den Aufbau von einem eigenen Bildungs- und Berufswesen sowie einem Gesundheitssystem und Handelsbeziehungen. Datiert ist das Papier zwischen Juli und Oktober 2015 – kurz zuvor hatte der IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi das Kalifat ausgerufen. Und es scheint, als spiele bei dieser angestrebten Herrschaft Vieles eine Rolle – nur nicht der Zufall. (lex)

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