Gegen Tod und Mord live im Netz
Facebook sucht 3000 Gewalt-Video-Zensoren

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will nach dem Schock über Gewaltvideos beim Online-Netzwerk 3000 weitere Mitarbeiter einstellen, die Inhalte kontrollieren sollen.
Publiziert: 04.05.2017 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:23 Uhr
Robert Godwin Sr. (†74) hatte 10 Kinder und 14 Enkel. Steven Stephens (37) schoss ihm in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio ansatzlos in den Kopf und nahm ein Video davon auf, das er auf Facebook postete.
Foto: Twitter

Es ist eine massive Ausweitung des Teams: Facebook enthüllte gestern, im Laufe eines Jahres sollen weltweit 3000 Zensoren eingestellt werden. Das Ziel ist die Bekämpfung der Verbreitung von Gewaltvideos.

Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg sagte, dass bereits heute «Millionen Hinweise pro Woche» von 4500 Mitarbeitern geprüft würden. Dies reicht aber offenbar nicht. 

Das Online-Netzwerk mit rund 1,9 Milliarden Nutzern war in den vergangenen Wochen massiv unter Kritik geraten, nachdem mehrfach Videos mit Gewalttaten stundenlang auf der Plattform verfügbar waren. Im Juli 2016 filmte ein Passant Polizisten, die in Minnesota (USA) einen Schwarzen erschossen. Im August 2016 starb ein Basejumper in Kandersteg BE während einer Liveübertragung auf Facebook. Und erst letzten Monat tötete Steve Stephens (†37) den Rentner Robert Godwin sen. (†74). Die Facebook-Community sah den Mord als Video. Stephens hatte es nach seiner Tat gepostet. 

Facebook verlässt sich bei verbotenen Inhalten in den meisten Fällen auf Hinweise von Nutzern, die dann von Mitarbeitern geprüft werden. Lediglich bei Kinderpornografie wird Software eingesetzt, die sie automatisch herausfiltert. Seit kurzem werden auch sogenannte Rachepornos – intime Bilder, die ohne Zustimmung veröffentlicht werden – per Computer gefunden, sofern das Foto einmal gemeldet wurde.

«Wir müssen schnell reagieren»

Zuckerberg nannte die jüngsten Fälle von auf Facebook veröffentlichter Gewalt «herzzerreissend». Er habe darüber nachgedacht, wie das Netzwerk damit besser fertig werden könne. «Wenn wir eine sichere Gemeinschaft aufbauen wollen, müssen wir schnell reagieren», schrieb er.

Die zusätzlichen Prüfer sollen auch Hinweisen auf andere Probleme wie Hassrede nachgehen. In den vergangenen Monaten hatte Facebook bereits zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, Nutzer zu melden, die bei Livestreams Anzeichen für Selbstmordgedanken zeigen.

Vergangene Woche sei nach einem solchen Hinweis die Polizei alarmiert worden und habe einen Nutzer gestoppt, bevor er sich etwas antun konnte, hob Zuckerberg als positives Beispiel hervor. «In anderen Fällen hatten wir weniger Glück», räumte er ein. Zuckerberg machte keine Angaben dazu, in welchen Regionen die zusätzlichen Mitarbeiter angestellt werden sollen. (SDA/stj)

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