Demonstranten sperrten am Donnerstag in der Hauptstadt Beirut wichtige Strassen und zündeten Reifen an. Der Libanon stehe vor einer unausweichlichen Katastrophe, sagte Bischara al-Asmar, Vorsitzender der Allgemeinen Arbeitervereinigung, die zu dem Generalstreik aufgerufen hatte. Er warf den führenden Politikern des Landes vor, das Volk zu töten. «Macht endlich Zugeständnisse und bildet eine Regierung», sagte er.
Das Land am Mittelmeer steckt seit bald zwei Jahren in einer der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Grosse Teile der Gesellschaft sind in Armut abgerutscht. Die libanesische Lira hat zum Dollar rund 90 Prozent ihres Werts verloren. Die Inflation liegt bei mehr als 150 Prozent. Wegen einer Versorgungskrise bilden sich vor Tankstellen täglich lange Schlangen.
Zugleich blockieren sich führende Politiker gegenseitig bei der Bildung einer neuen Regierung. Das jetzige Kabinett hatte nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August 2020 seinen Rücktritt erklärt und ist nur noch geschäftsführend im Amt. Kritiker werfen der politischen Elite vor, korrupt zu sein und das Land auszubeuten. Libanons politisches System ist zudem geprägt durch ein fragiles Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Konfessionen.
(SDA)