Gegen Kopftuchzwang für Frauen
Regimekritiker bewirbt sich für Präsidentenamt in Iran

Der renommierte Regimekritiker Mostafa Tadschsadeh hat seine Kandidatur für das iranische Präsidentenamt bekanntgegeben.
Publiziert: 14.05.2021 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2021 um 12:03 Uhr
Unterstützer des ehemaligen Präsidenten Ahmadinejad halten Plakate mit seinem Konterfei, während er sich im Innenministerium als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen am 18. Juni registriert. Polizisten hindern die Unterstützer daran sich dem Gebäude des Ministeriums zu nähern. Foto: Vahid Salemi/AP/dpa
Foto: Vahid Salemi

«Ich war selbst sieben Jahre lang politischer Gefangener und bin daher in erster Linie dagegen, dass man Kritikern das Reden verbietet», sagte Tadschsadeh am Freitag.

Es ist das erste Mal in der 42-jährigen Geschichte der Islamischen Republik, dass sich ein Regimekritiker für die Wahl um das Präsidentenamt registrieren lässt. Die Wahl soll am 18. Juni stattfinden.

Der ehemalige Vize-Innenminister unter dem reformorientierten Präsidenten Mohammed Chatami (1997-2005) gehört zum radikalen Flügel des Reformlagers. Nach seinen Protesten gegen die angeblich manipulierte Präsidentenwahl 2009 von Mahmud Ahmadinedschad wurde Tadschsadeh verhaftet und musste für mehrere Jahre ins Gefängnis. Seitdem sorgt der 64-Jährige mit regimekritischen Tweets immer wieder für Schlagzeilen.

Bei der Registrierung seiner Kandidatur für das Präsidentenamt im Innenministerium sagte Tadschsadeh, dass er gegen den Kopftuchzwang für Frauen sei. Er wolle sich innenpolitisch für mehr Freiheiten einsetzen und aussenpolitisch für eine friedliche Lösungen der diversen Differenzen.

Tadschsadeh muss wie alle anderen Bewerber noch vom sogenannten Wächterrat geprüft und zugelassen werden. Eine Zulassung gilt als äusserst unwahrscheinlich.

Die Registrierung für das Präsidentenamt dauert noch bis Samstag an. Bislang haben sich neben Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad auch mehrere ehemalige Generäle der Revolutionsgarden für das Amt beworben. Aussichtsreichster Kandidat der Reformer ist derzeit Vizepräsident und Atomchef Ali Akbar Salehi. Als Spitzenkandidat der Opposition wird Justizchef Ebrahim Raeissi genannt. Ruhani selbst darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten.

(SDA)

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