Seit Monaten liefern sich ukrainische und russische Truppen heftigste Kämpfe um die Stadt Bachmut. Mitten in diesem «Fleischwolf», wie das Schlachtfeld dort von russischen Soldaten genannt wird, ist auch die «Dritte Separate Angriffsbrigade Asow» anzutreffen.
Auf YouTube, Instagram und Facebook inszenieren sich die jungen Männer und Frauen gekonnt. Hollywoodreife Streifen zeigen Kampfszenen, Interviews mit Kommandanten, die über ihre taktischen Erfolge sinnieren, und fetzige Musik – man möchte gefallen. Kein Wunder: Gegründet wurde die Einheit erst im Sommer, Ende Jahr begannen die Einsätze in Bachmut – und noch immer wird nach Rekruten gesucht.
Hinter dem sperrigen Namen steckt eine ukrainische Einheit, die im bisherigen Krieg vor allem eine propagandistische Rolle gespielt hat: das Asow-Regiment. Der Freiwilligenverband, einst der militärische Arm der nationalistischen Asow-Bewegung, kämpfte ab 2014 Seite an Seite mit regulären Ukraine-Einheiten im Donbass gegen russische Paramilitärs. Im vergangenen Mai, drei Monate nach der russischen Invasion, wurde die Einheit beim Asow-Stahlwerk bei Mariupol komplett aufgerieben und kapitulierte.
Das Regiment Asow ist ein Freiwilligenbataillon, welches seit 2014 gegen prorussische Separatisten im Osten der Ukraine kämpft. Noch im selben Jahr wurde es als Teil der Nationalgarde integriert und gilt heute als Eliteeinheit.
Der UN-Menschenrechtsrat wirft Asow zwischen 2014 und 2017 Menschenrechtsverletzungen vor. Zudem steht das Regiment wegen früheren und noch bestehenden Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen und Personen in der Kritik.
In Russland dienen die nationalistischen Verbindungen des Asow-Regiments dazu, die Invasion der Ukraine zu rechtfertigen. So versucht der Kreml den Krieg mit der «Entnazifizierung der Ukraine» zu rechtfertigen.
Das Regiment Asow ist ein Freiwilligenbataillon, welches seit 2014 gegen prorussische Separatisten im Osten der Ukraine kämpft. Noch im selben Jahr wurde es als Teil der Nationalgarde integriert und gilt heute als Eliteeinheit.
Der UN-Menschenrechtsrat wirft Asow zwischen 2014 und 2017 Menschenrechtsverletzungen vor. Zudem steht das Regiment wegen früheren und noch bestehenden Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen und Personen in der Kritik.
In Russland dienen die nationalistischen Verbindungen des Asow-Regiments dazu, die Invasion der Ukraine zu rechtfertigen. So versucht der Kreml den Krieg mit der «Entnazifizierung der Ukraine» zu rechtfertigen.
Nun wird die Einheit neu aufgestellt. Diesmal soll sie jedoch in die regulären ukrainischen Streitkräfte integriert sein, wie der Asow-Führer Andrii Biletskyi selbst bekannt gab. Vermutlich ein Versuch, die Verbindungen zu den Wurzeln des Verbandes zu kappen. Trotzdem: Der rechtsextremistische Ruf, den das Asow-Regiment innehat, bleibt als schaler Beigeschmack. Ein Grund zur Sorge?
«Asow hat eine gewisse Ausstrahlungskraft»
Michel Wyss (35), Experte für Stellvertreterkriegsführung unter nichtstaatlichen Akteuren an der Militärakademie der ETH Zürich, erklärt gegenüber Blick, dass dies von der Macht der Brigade innerhalb der ukrainischen Armee abhänge. Es könnte sein, dass die Asow-Einheiten eine gewisse Autonomie beibehalten werden.
Für Wyss stellt sich hier unter anderem die Frage, ob die Angehörigen der Brigade neben der Kampfausbildung auch in der Einhaltung des Kriegsvölkerrechts geschult werden und wie effektiv sie dem Oberkommando der ukrainischen Armee unterstehen.
Die Rekrutierungen scheinen allerdings nicht gut zu laufen – schliesslich ist man bereits seit dem Sommer daran, genügend Männer zu finden. Der polnische Extremismus-Experte Kacper Rekawek vermutet, dass die Brigade weniger attraktiv für mögliche Rekruten ist. Zwar sei die Verbindung zum asowschen Namen attraktiv, doch der nationalistische Kern wird wohl verloren gehen. Wyss hält diese Überlegung für plausibel. «Asow hat gezielt den eigenen Ruf als Elite-Einheit kultiviert, es ist durchaus plausibel, dass dies eine gewisse Ausstrahlungskraft hat.»
Kämpfer spielen russischer Propaganda in die Hände
Doch auch wenn die asowschen Kämpfer ihre Verbindungen in rechtsextremistische und neonazistische Gefilde kontinuierlich dementieren – zu leugnen sind sie nicht. Der ETH-Experte zu Blick: «Es kann aber festgehalten werden, dass viele Asow-Kommandeure entgegengesetzter Beteuerungen zum Trotze weiterhin über enge Beziehungen zur zivilen, rechtsextremen Asow-Bewegung verfügen.»
Die Asow-Bewegung ging ursprünglich aus dem Asow-Battalion hervor und ist gut vernetzt. Und das nicht nur in der Ukraine, so Wyss. Auch Verbindungen zu Rechtsextremisten in ganz Europa und bis in die USA sind bekannt.