Gedacht sind sie als Schutz vor Viren und Bakterien. Gerade jetzt, wenn die Grippe wieder auf dem Vormarsch ist, wird auch in der Schweiz wieder vermehrt zum Desinfektionsmittel für Hände gegriffen. Doch der Hygiene-Artikel birgt auch Gefahren, wie ein Fall aus den USA zeigt.
In der Schule der 6-jährigen Nhaijah Russell in Atlanta liegen die Desinfektionsmittel – auch Hand Sanitizer genannt – überall auf. So lässt sich die Verbreitung von Krankheitserregern am besten eindämmen. Als Nhaijah in ihrer Neugier einige Spritzer des Reinigungsmittels trinkt, denkt sich das Mädchen nichts weiter dabei. Schliesslich schmeckt die Flüssigkeit sogar noch gut, wie Erdbeeren.
1.8 Promille im Blut
Kurz darauf muss Nhaijah notfallmässig ins Spital gebracht werden. Sie kann kaum noch gehen und sprechen. Die wenigen Schlücke waren genug, um das Kind komplett betrunken zu machen. Die Ärzte stellen im Blut von Nhaijah einen Alkoholwert von 1.8 Promille fest.
Das Beispiel ist kein Einzelfall. Seit drei Jahren verzeichnen Vegiftungs-Hotlines in den USA einen Anstieg solcher Vorfälle um fast 400 Prozent, berichtet «CNN». Doktor Gaylord Lopez vom Georgia Poison Center sagt: «Diese Produkte geraten immer öfter in die Hände von kleinen Kindern. Leider müssen sie danach nicht selten von Ärzten behandelt werden.»
Hand Sanitizer bestehen zu 45 bis 95 Prozent aus Alkohol. Eingenommen können schon kleinste Mengen zu einer Alkoholvergiftung führen. Zum Vergleich: Wein besteht gerademal zu etwas mehr als zehn Prozent aus Alkohol.
Besonders gefährlich: Desinfektionsmittel mit Geschmack
Gerade für Kinder ist der hohe Alkohol-Anteil gefährlich. Eine Vergiftung führt zu starker Übelkeit, Benommenheit und im Extremfall gar zum Atemstillstand. Gemäss Lopez würde das aber einige Kinder nicht davon abhalten, absichtlich von den Mitteln zu trinken, um betrunken zu werden oder als Mutprobe.
Besonders gefährlich seien deshalb Desinfektionsmittel mit Geschmacksrichtungen. «Ein Kind empfindet sie als nicht gefährlich, wenn sie nach Grapefruit, Orange oder Erdbeere riechen», sagt Lopez.
Für Nhaijah verlief der Zwischenfall glimpflich. Um aber weitere gefährliche Unfälle mit den Flüssig-Reinigern zu verhindern, empfiehlt Lopez, diese nur unter Aufsicht von Erwachsenen zu verwenden und sie ausserhalb der Reichweite von Kindern zu lagern. Alternativ könnten auch alkoholfreie Desinfektionsmittel verwendet werden. (cat)