Der belgische Regierungschef Charles Michel rief während der live im Fernsehen übertragenen Zeremonie zur Einheit in einem «europäischen Projekt» der Zukunft auf. «Die Feinde von gestern sind die Verbündeten von heute», sagte er.
Am Fusse des Hügels mit dem von einem Löwen gekrönten Denkmal zur Erinnerung an den Sieg über Napoleon sagte Michel, das Blutvergiessen in Waterloo sei nicht umsonst gewesen. Die mörderische Schlacht sei der Ausgangspunkt für eine moderne Epoche und die Idee eines vereinten Europas gewesen.
Die Zeremonie leitete der belgische König Philippe. Unter den Teilnehmern war der Grossherzog von Luxemburg, der Duke of Kent, Cousin der britischen Königin Elizabeth II. und der ehemalige niederländische Aussenminister und jetzige Erste Vizepräsident der EU-Kommission. Deutschland und Frankreich entsandten ihre Botschafter.
Bis zum Wochenende erwarten die Veranstalter insgesamt 200'000 Besucher bei den verschiedenen Gedenkzeremonien. Im Zentrum stehen eine Licht-und-Ton-Show am Donnerstagabend und die Nachstellung historischer Schlachtszenen am Freitag und Samstag mit mehr als 5000 Teilnehmern, 360 Pferden und etwa hundert Kanonen.
Napoleons Grande Armée war bereits im Oktober 1813 in der Völkerschlacht von Leipzig den Truppen der verbündeten Monarchien Russland, Preussen, Österreich und Schweden unterlegen. Von den Alliierten auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt, kehrte der korsische Feldherr im März 1815 noch einmal zurück auf die europäische Bühne.
Bei Waterloo griffen am 18. Juni desselben Jahres etwa 93'000 französische Soldaten das aus 125'000 Mann bestehende Heer aus Preussen, Engländern und Niederländern an, das unter dem Oberbefehl des britischen Duke of Wellington und des preussischen Feldmarschalls Blücher stand.
Napoleons Heer wurde schliesslich geschlagen. Auf dem Schlachtfeld blieben 47'000 tote oder verletzte Soldaten zurück. Der Kaiser dankte ab, und Ludwig XVIII. kehrte auf den französischen Thron zurück. Napoleon wurde auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er 1821 in britischer Gefangenschaft starb.